Verzögerungen, ineffiziente Abläufe und mangelnde Transparenz: Die Frage, wie sich diese Probleme vermeiden lassen, stellt sich nahezu auf jeder Baustelle. Das Last-Planner-System ist eine Lösung dafür, welche die Schlüsselfachkräfte näher zusammenbringt, um gemeinsam reibungsloser zu bauen. Wie das Last-Planner-Prinzip genau funktioniert und welche Vorteile Sie daraus ziehen, erfahren Sie hier.
Last-Planner-System auf einen Blick
Definition:
Beim Last-Planner-System arbeiten alle Entscheidungsträger auf der Baustelle (z. B. Bauleiter, Architekten, Poliere etc.) zusammen und erarbeiten gemeinsam sinnvolle Abläufe – vom Gesamtprozess bis zur Detailplanung.
Vorteile & Ziele:
Die Zuverlässigkeit und Vorhersagbarkeit von Bauprozessen steigen. Das bringt mehr Planungssicherheit, weniger Stress und senkt die Bauzeit sowie -kosten.
Phasen:
1. Analyse des Gesamtprozesses
2. Festlegen der Meilensteine
3. Planung der nächsten 6 Wochen
4. Detailplanung der anstehenden Woche
5. Evaluation der zurückliegenden Woche
Die richtige Last-Planner-Software & -App:
Eine Plantafel mit Notizzetteln schränkt die Nützlichkeit der Last-Planner-Methode ein. Eine Software bildet die Planung hingegen digital ab und bietet damit die notwendige Transparenz und Flexibilität.
Weitere Erfolgsfaktoren
→ aktive Mitarbeit der “letzten Planer”
→ offene und ehrliche Kommunikation
→ Flexibilität und Bereitschaft für Veränderung
→ konstruktiver Umgang mit Fehlern
→ konsequentes Einhalten der Lernschleifen
Definition: Was ist das Last-Planner-System?
Das Last-Planner-System (LPS) ist eine Methode zur effizienten Bauabwicklung aus der Lean Construction. Dabei werden Entscheidungen nicht wie oft üblich „von oben herab“ getroffen, sondern in Zusammenarbeit mit jenen, die unmittelbar an der Ausführung beteiligt sind. Zu diesen „letzten Planern“ zählen neben Bauleitern und Architekten vor allem Poliere, Montageleiter und ähnliche Fachkräfte.
Die letzten Planer tauschen Erfahrungen aus und erarbeiten gemeinsam sinnvolle Bauabläufe. Die Planung reicht vom groben Gesamtprozess bis zur konkreten wöchentlichen Feinabstimmung. Je näher die Ausführung rückt, desto zuverlässiger und genauer soll die Planung werden.
Gut zu wissen: Das LPS wurde in den 1980er-Jahren von Glenn Ballard und Greg Howell erarbeitet. Es basiert auf dem Gedanken, dass die „letzten Planer“ – jene Personen, die die Arbeiten vor Ort tatsächlich ausführen – benötigte Ressourcen und sinnvolle Abläufe am besten einschätzen können.
Ziele der Last-Planner-Methode
Das Hauptziel der Methode ist, die Zuverlässigkeit von Bauprozessen zu erhöhen. Sie soll mithilfe guter Zusammenarbeit sicherstellen, dass Aufgaben realistisch geplant werden und nach diesem Plan auch ausführbar sind.
Zudem baut der Ansatz auf das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung: Prozesse sollen mit jeder fortschreitenden Woche noch zuverlässiger werden. Dabei ist es jedoch wichtig, offen mit Fehlern und Versäumnissen umzugehen, wie wir später noch genauer erläutern.
Nicht zuletzt unterstützt die Last-Planner-Methode dabei, Verschwendung im Bauprozess zu vermeiden – das wichtigste Prinzip im Lean Management.
Lesetipp: In unseren weiteren Beiträgen erfahren Sie mehr über die Lean-Prinzipien und Lean-Verschwendungsarten.
Vorteile des Last-Planner-Systems im Bauwesen
Dank der engen Zusammenarbeit aller Entscheidungsträger ermöglicht das Last-Planner-Prinzip eine bessere Kontrolle über den Baufortschritt. Das bringt Ihnen u. a. folgende Vorteile:

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Die 5 Phasen der Last-Planner-Methode
Der Stufenplan des LPS besteht aus 5 Phasen, die von Grob- bis Feinplanung verlaufen:
- Analyse des Gesamtprozesses
- Festlegen der Meilensteine und Phasen
- Planung der nächsten 6 Wochen
- Detailplanung der anstehenden Woche
- Evaluation der zurückliegenden Woche

1. Analyse des Gesamtprozesses
Die Gesamtprozessanalyse bildet die erste Phase des Last-Planner-Systems. Sie dient dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis des Projekts zu schaffen.
Alle Planer sollen Einblick in das Gesamtprojekt gewinnen und die Abhängigkeiten zwischen einzelnen Gewerken verstehen. Außerdem soll allen klar sein, was dem Kunden wichtig ist und wo die Wertschöpfung stattfindet – d. h., welche Prozesse besondere Priorität haben.
Dazu besprechen die Planer gemeinsam den groben Projektablauf und identifizieren die wesentlichen Arbeitspakete, ohne in Detailfragen zu gehen. Diese erste Abstimmung hilft auch dabei, Risiken möglichst früh zu erkennen und vorbeugend auszuräumen.
In der Praxis
Bauleiter, Architekten, Fachplaner und Poliere aller Gewerke definieren das anstehende Bauvorhaben in seinen Grundzügen, vom Aushub der Baugrube bis zum Abschluss des Innenausbaus. Exakte Termine oder Arbeitsschritte gibt es jedoch noch keine.
2. Festlegen der Meilensteine und Phasen
Die Meilenstein- und Phasenplanung konzentriert sich auf die Teilabschnitte (Phasen) des Projekts: Sie legt also erste Zwischenziele sowie den groben Weg dorthin fest. Damit soll u. a. sichergestellt werden, dass alle Gewerke wissen, wann und wo sie beteiligt sind.
Als Meilensteine werden jene Ziele definiert, für den Erfolg des Gesamtprojekts entscheidend sind – meist sind dies Start- und Endtermine von Bauabschnitten. Von diesen Meilensteinen aus wird dann rückwärts gearbeitet: Die Planer definieren die wöchentlichen Arbeitspakete, die zum Erreichen des Meilensteins führen.
Dieses Prinzip nennt sich auch “Pull Planning”.
In der Praxis
Typische Meilensteine sind z. B. der Baubeginn, das Ende des Aushubs, die Abnahme des Rohbaus und die finale Bauabnahme, aber auch Start- und Endtermine kleinerer Leistungspakete. Das schafft Klarheit und Struktur für die anstehenden Monate.
Der Meilenstein- und Phasenplan wird üblicherweise für etwa 4–6 Monate im Voraus erstellt und dann wöchentlich geprüft sowie aktualisiert.
3. Planung der nächsten 6 Wochen
Die 6-Wochen-Planung (oder 6-Wochen-Vorschau) ist eine der zentralen Stärken des Last-Planner-Systems. Hier wird das Projekt auf eine detailliertere Ebene heruntergebrochen.
Die beteiligten Fachplaner arbeiten gemeinsam tagesgenau die nächsten 6 Wochen aus: Sie legen Ziele fest und definieren, welche Arbeiten wann erledigt werden. Für jedes Gewerk müssen die Rahmenbedingungen abgesteckt sein, beispielsweise:
Das Ziel dieser Phase ist, dass alle Aufgaben reibungslos ineinandergreifen und alle Abhängigkeiten mitbedacht werden. Das vermeidet Engpässe und macht potenzielle Probleme frühzeitig sichtbar.
In der Praxis
Die Planer legen z. B. fest, dass der Rohbau eines Gebäudes innerhalb der nächsten 6 Wochen abgeschlossen wird, während parallel die Vorbereitungen für den Innenausbau beginnen. Es wird genau definiert, von welchen Vorarbeiten jedes Gewerk abhängig ist und welche Ressourcen gebraucht werden.
Früher wurde dafür häufig eine Plantafel mit Spalten für jeden Arbeitstag genutzt, die mit Notizzetteln beklebt wurde. Inzwischen ist es besser, das Last-Planner-System mit Software umzusetzen: z. B. mithilfe eines digitalen Bauzeitenplans.
4. Detailplanung der anstehenden Woche
Im vierten Schritt wird die aktuell anstehende Woche noch konkreter geplant. Sämtliche Arbeiten, die in dieser Woche erledigt werden sollen, müssen so präzise geklärt sein, dass keine Fragen mehr offen bleiben.
Die Detailplanung wird durch wöchentliche Teambesprechungen (Jour fixe) begleitet. Darin werden veränderte Bedingungen oder kurzfristig aufgetretene Schwierigkeiten besprochen, um die Planung schnell und unkompliziert anzupassen.
In der Praxis
Im wöchentlichen Jour fixe kommen alle Planer zusammen, um die anstehende Woche zu konkretisieren. Im Idealfall liegt bereits eine fixe Terminzusage seitens der Baufirmen für alle Arbeiten vor.
Wenn nun beispielsweise eine Firma aufgrund von Krankenständen ausfällt, wird kurzfristig darauf reagiert und das Planerteam sucht gemeinsam nach Lösungen – etwa das Vorziehen anderer Arbeiten.
5. Evaluation der zurückliegenden Woche
In der letzten Phase der Last-Planner-Methode wird die vergangene Woche evaluiert. Die Planer prüfen gemeinsam, welche Ziele erreicht wurden und welche nicht. Sie analysieren zudem, warum gewisse Ziele nicht erreicht werden konnten. Aus diesen Fehlern lernt das Team und passt die zukünftige Planung dementsprechend an.
Im Lean Management nennt sich dieses Prinzip “Kaizen” – das Streben nach Perfektion.
Wichtig ist: Schuldzuweisungen sind hier fehl am Platz! Stattdessen geht es um ein konstruktives Miteinander. Denn erst der offene und ehrliche Umgang mit Fehlern macht das Last-Planner-Prinzip so erfolgreich.
In der Praxis
Im Jour fixe wird festgestellt, dass eine Änderung im Ausführungsplan zu spät beim Elektriker angekommen ist. Das nehmen die Planer zum Anlass, den Kommunikationsablauf zu überarbeiten, um so etwas künftig zu verhindern.
Lesetipp:
Auf Ihren Baustellen passiert so etwas regelmäßig? Unser Ratgeber gibt Tipps zur erfolgreichen Kommunikation am Bau.
Durch die Aufteilung in diese 5 Phasen sorgt das Last-Planner-System für mehr Effizienz und Flexibilität im Bauablauf. Dazu müssen aber auch die Methoden zur Umsetzung stimmen:
Last-Planner-Prinzip in der Praxis: mit Software zur effizienten Baustelle
Das Last-Planner-Prinzip erlaubt Bauunternehmen, realistische, verbindliche Zeitpläne aufzustellen – vorausgesetzt, Bauleiter, Poliere und andere beteiligte Fachkräfte arbeiten eng zusammen.
Für dieses Niveau an Teamwork sind jedoch analoge Plantafeln nicht ideal. Schließlich ist nicht jeder immer vor Ort und kann sich persönlich abstimmen oder schnell einen Blick darauf werfen.
Die Lösung: eine Last-Planner-Software bzw. -App – also eine Projektmanagement-Software, welche die Arbeit nach dem LPS optimal unterstützt. Doch wie funktioniert das konkret?

Kurz zusammengefasst sorgt eine Last-Planner-Software für mehr Transparenz und einfacheren Austausch, da die letzten Planer zeit- und ortsunabhängig up-to-date bleiben. Das schafft ideale Voraussetzungen für ein funktionierendes Last-Planner-Prinzip, und damit wiederum für ein schlankes Baumanagement.
So bauen Sie erfolgreich nach dem Last-Planner-System
Wer auf seinen Baustellen also Zeit und Kosten sparen, aber auch die eigenen Nerven schonen möchte, sollte sich unbedingt mit dem Last-Planner-System auseinandersetzen. Erfolgreich umgesetzt wird es jedoch nur, wenn gewisse Faktoren stimmen:
- Die letzten Planer: Die Planungsbeteiligten übernehmen eine aktivere Rolle als üblich und tragen mehr Verantwortung. Sie müssen sich dieser Aufgabe bewusst sein und den Lean-Gedanken mittragen. Nehmen Sie sich Zeit, alle relevanten Fachkräfte ins Boot zu holen und die neuen Methoden im Detail zu erklären.
- Kommunikation: Regelmäßigen Baubesprechungen kommt nun noch mehr Bedeutung zu. Der wöchentliche Jour fixe dient dazu, offen zu kommunizieren, Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
- Flexibilität und Bereitschaft für Veränderungen: Das Last-Planner-Prinzip erfordert Anpassungsfähigkeit und oft auch einen Kulturwandel im Unternehmen. Alle Beteiligten müssen verstehen, dass ihre Beiträge zur Planung nicht nur erwünscht, sondern sogar notwendig sind.
- Konstruktiver Umgang mit Fehlern: Bei Fehlern soll nicht gestritten, sondern gemeinsam analysiert werden, wie man diese vermeiden kann.
- Konsequente Evaluation: Oft scheitert das LPS daran, dass dem Lernen aus Fehlern zu wenig Beachtung geschenkt wird. Regelmäßige Rückblicke sind jedoch essenziell, um zukünftige Prozesse zu verbessern.
- Passende Software: Moderne Methoden erfordern moderne Tools. Genügend Flexibilität und Transparenz bietet nur eine auf den Bau zugeschnittene Software.

Wenn Sie diese Erfolgsfaktoren beachten, sind Sie auf dem besten Weg zur schlanken Bauabwicklung. Und falls Sie noch auf der Suche nach dem richtigen Tool sind, könnte BauMaster vielleicht genau die Software sein, die Ihren Bauprojekten noch gefehlt hat. Finden Sie es jetzt heraus:
FAQ zur Last-Planner-Methode im Bauwesen
Wer sind die „letzten Planer“?
Die „letzten Planer“ sind jene Fachkräfte, die direkt an der Ausführung eines Bauprojekts beteiligt sind, wie Bauleiter, Poliere oder Montageleiter. Sie planen und koordinieren die täglichen Aufgaben vor Ort und sorgen für eine reibungslose Umsetzung.
Warum sollte man die letzten Planer einbinden?
Die Einbindung der letzten Planer sorgt für realistische und verbindliche Zeitpläne, da sie die täglichen Aufgaben vor Ort am besten einschätzen können. Ihre Erfahrung minimiert Verzögerungen, verbessert die Ressourcennutzung und erhöht die Zuverlässigkeit der Bauausführung.
Welche anderen Lean-Methoden gibt es neben dem LPS?
Neben dem Last-Planner-System (LPS) gibt es in der Lean Construction weitere Methoden wie: