Last-Planner-System: Methode für effizientes und stressfreies Bauen

Geschrieben von

Christina Pemberger

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BaublogBauablauf

Verzögerungen, ineffiziente Abläufe und mangelnde Transparenz: Die Frage, wie sich diese Probleme vermeiden lassen, stellt sich nahezu auf jeder Baustelle. Das Last-Planner-System ist eine Lösung dafür, welche die Schlüsselfachkräfte näher zusammenbringt, um gemeinsam reibungsloser zu bauen. Wie das Last-Planner-Prinzip genau funktioniert und welche Vorteile Sie daraus ziehen, erfahren Sie hier.

Definition: Was ist das Last-Planner-System?

Das Last-Planner-System (LPS) ist eine Methode zur effizienten Bauabwicklung aus der Lean Construction. Dabei werden Entscheidungen nicht wie oft üblich „von oben herab“ getroffen, sondern in Zusammenarbeit mit jenen, die unmittelbar an der Ausführung beteiligt sind. Zu diesen „letzten Planern“ zählen neben Bauleitern und Architekten vor allem Poliere, Montageleiter und ähnliche Fachkräfte.

Die letzten Planer tauschen Erfahrungen aus und erarbeiten gemeinsam sinnvolle Bauabläufe. Die Planung reicht vom groben Gesamtprozess bis zur konkreten wöchentlichen Feinabstimmung. Je näher die Ausführung rückt, desto zuverlässiger und genauer soll die Planung werden.

Ziele der Last-Planner-Methode

Das Hauptziel der Methode ist, die Zuverlässigkeit von Bauprozessen zu erhöhen. Sie soll mithilfe guter Zusammenarbeit sicherstellen, dass Aufgaben realistisch geplant werden und nach diesem Plan auch ausführbar sind.

Zudem baut der Ansatz auf das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung: Prozesse sollen mit jeder fortschreitenden Woche noch zuverlässiger werden. Dabei ist es jedoch wichtig, offen mit Fehlern und Versäumnissen umzugehen, wie wir später noch genauer erläutern.

Nicht zuletzt unterstützt die Last-Planner-Methode dabei, Verschwendung im Bauprozess zu vermeiden – das wichtigste Prinzip im Lean Management.

Vorteile des Last-Planner-Systems im Bauwesen

Dank der engen Zusammenarbeit aller Entscheidungsträger ermöglicht das Last-Planner-Prinzip eine bessere Kontrolle über den Baufortschritt. Das bringt Ihnen u. a. folgende Vorteile:

  • höhere Planungssicherheit
  • reduzierte Bauzeit
  • niedrigere Baukosten
  • effiziente Ressourcennutzung (keine Verschwendung)
  • weniger Stress auf der Baustelle
  • besseres Teamwork unter den Beteiligten
  • mehr Wissensaustausch
  • nachhaltig effizientere Bauprojekte
Vorteile Last Planner-System

Die 5 Phasen der Last-Planner-Methode

Der Stufenplan des LPS besteht aus 5 Phasen, die von Grob- bis Feinplanung verlaufen:

  1. Analyse des Gesamtprozesses
  2. Festlegen der Meilensteine und Phasen
  3. Planung der nächsten 6 Wochen
  4. Detailplanung der anstehenden Woche
  5. Evaluation der zurückliegenden Woche
Last Planner System Stufen

1. Analyse des Gesamtprozesses

Die Gesamtprozessanalyse bildet die erste Phase des Last-Planner-Systems. Sie dient dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis des Projekts zu schaffen.

Alle Planer sollen Einblick in das Gesamtprojekt gewinnen und die Abhängigkeiten zwischen einzelnen Gewerken verstehen. Außerdem soll allen klar sein, was dem Kunden wichtig ist und wo die Wertschöpfung stattfindet – d. h., welche Prozesse besondere Priorität haben.

Dazu besprechen die Planer gemeinsam den groben Projektablauf und identifizieren die wesentlichen Arbeitspakete, ohne in Detailfragen zu gehen. Diese erste Abstimmung hilft auch dabei, Risiken möglichst früh zu erkennen und vorbeugend auszuräumen.

2. Festlegen der Meilensteine und Phasen

Die Meilenstein- und Phasenplanung konzentriert sich auf die Teilabschnitte (Phasen) des Projekts: Sie legt also erste Zwischenziele sowie den groben Weg dorthin fest. Damit soll u. a. sichergestellt werden, dass alle Gewerke wissen, wann und wo sie beteiligt sind.

Als Meilensteine werden jene Ziele definiert, für den Erfolg des Gesamtprojekts entscheidend sind – meist sind dies Start- und Endtermine von Bauabschnitten. Von diesen Meilensteinen aus wird dann rückwärts gearbeitet: Die Planer definieren die wöchentlichen Arbeitspakete, die zum Erreichen des Meilensteins führen.

Dieses Prinzip nennt sich auch “Pull Planning”.

Der Meilenstein- und Phasenplan wird üblicherweise für etwa 4–6 Monate im Voraus erstellt und dann wöchentlich geprüft sowie aktualisiert.

3. Planung der nächsten 6 Wochen

Die 6-Wochen-Planung (oder 6-Wochen-Vorschau) ist eine der zentralen Stärken des Last-Planner-Systems. Hier wird das Projekt auf eine detailliertere Ebene heruntergebrochen.

Die beteiligten Fachplaner arbeiten gemeinsam tagesgenau die nächsten 6 Wochen aus: Sie legen Ziele fest und definieren, welche Arbeiten wann erledigt werden. Für jedes Gewerk müssen die Rahmenbedingungen abgesteckt sein, beispielsweise:

  • Material
  • Fachkräfte
  • Informationen
  • Maschinen & Werkzeuge
  • Vorleistungen anderer Gewerke

Das Ziel dieser Phase ist, dass alle Aufgaben reibungslos ineinandergreifen und alle Abhängigkeiten mitbedacht werden. Das vermeidet Engpässe und macht potenzielle Probleme frühzeitig sichtbar.

Früher wurde dafür häufig eine Plantafel mit Spalten für jeden Arbeitstag genutzt, die mit Notizzetteln beklebt wurde. Inzwischen ist es besser, das Last-Planner-System mit Software umzusetzen: z. B. mithilfe eines digitalen Bauzeitenplans.

4. Detailplanung der anstehenden Woche

Im vierten Schritt wird die aktuell anstehende Woche noch konkreter geplant. Sämtliche Arbeiten, die in dieser Woche erledigt werden sollen, müssen so präzise geklärt sein, dass keine Fragen mehr offen bleiben.

Die Detailplanung wird durch wöchentliche Teambesprechungen (Jour fixe) begleitet. Darin werden veränderte Bedingungen oder kurzfristig aufgetretene Schwierigkeiten besprochen, um die Planung schnell und unkompliziert anzupassen.

Wenn nun beispielsweise eine Firma aufgrund von Krankenständen ausfällt, wird kurzfristig darauf reagiert und das Planerteam sucht gemeinsam nach Lösungen – etwa das Vorziehen anderer Arbeiten.

5. Evaluation der zurückliegenden Woche

In der letzten Phase der Last-Planner-Methode wird die vergangene Woche evaluiert. Die Planer prüfen gemeinsam, welche Ziele erreicht wurden und welche nicht. Sie analysieren zudem, warum gewisse Ziele nicht erreicht werden konnten. Aus diesen Fehlern lernt das Team und passt die zukünftige Planung dementsprechend an.

Im Lean Management nennt sich dieses Prinzip “Kaizen” – das Streben nach Perfektion.

Wichtig ist: Schuldzuweisungen sind hier fehl am Platz! Stattdessen geht es um ein konstruktives Miteinander. Denn erst der offene und ehrliche Umgang mit Fehlern macht das Last-Planner-Prinzip so erfolgreich.

Durch die Aufteilung in diese 5 Phasen sorgt das Last-Planner-System für mehr Effizienz und Flexibilität im Bauablauf. Dazu müssen aber auch die Methoden zur Umsetzung stimmen:

Last-Planner-Prinzip in der Praxis: mit Software zur effizienten Baustelle

Das Last-Planner-Prinzip erlaubt Bauunternehmen, realistische, verbindliche Zeitpläne aufzustellen – vorausgesetzt, Bauleiter, Poliere und andere beteiligte Fachkräfte arbeiten eng zusammen.

Für dieses Niveau an Teamwork sind jedoch analoge Plantafeln nicht ideal. Schließlich ist nicht jeder immer vor Ort und kann sich persönlich abstimmen oder schnell einen Blick darauf werfen.

Die Lösung: eine Last-Planner-Software bzw. -App – also eine Projektmanagement-Software, welche die Arbeit nach dem LPS optimal unterstützt. Doch wie funktioniert das konkret?

  • Zentrale Plattform: Ein solches Tool bringt alle Beteiligten auf derselben Plattform zusammen. So kann sich das Team schnell und einfach austauschen – die Grundvoraussetzung für das Last-Planner-Prinzip.
  • Echtzeit-Zugriff: Egal, wann und wo Daten und Dokumente bereitgestellt werden, alle Planungsbeteiligten haben sofort Zugriff darauf. Dank mobiler App sind Informationen auf jedem Gerät abrufbar.
  • Digitaler Bauzeitenplan: Eine “digitale Plantafel” ersetzt die manuelle 6-Wochen-Planung, gibt einen Überblick über Aufgaben und Abhängigkeiten und erlaubt Anpassungen in wenigen Sekunden.
  • Einfaches Aufgabenmanagement: Aufgaben werden direkt im Tool erfasst, zugewiesen und später als erledigt markiert. Der aktuelle Stand aller Arbeiten ist auf Knopfdruck sichtbar, was die wöchentliche Feinplanung erleichtert.
Last Planner System Vorteile

Kurz zusammengefasst sorgt eine Last-Planner-Software für mehr Transparenz und einfacheren Austausch, da die letzten Planer zeit- und ortsunabhängig up-to-date bleiben. Das schafft ideale Voraussetzungen für ein funktionierendes Last-Planner-Prinzip, und damit wiederum für ein schlankes Baumanagement.

So bauen Sie erfolgreich nach dem Last-Planner-System

Wer auf seinen Baustellen also Zeit und Kosten sparen, aber auch die eigenen Nerven schonen möchte, sollte sich unbedingt mit dem Last-Planner-System auseinandersetzen. Erfolgreich umgesetzt wird es jedoch nur, wenn gewisse Faktoren stimmen:

  1. Die letzten Planer: Die Planungsbeteiligten übernehmen eine aktivere Rolle als üblich und tragen mehr Verantwortung. Sie müssen sich dieser Aufgabe bewusst sein und den Lean-Gedanken mittragen. Nehmen Sie sich Zeit, alle relevanten Fachkräfte ins Boot zu holen und die neuen Methoden im Detail zu erklären.
  2. Kommunikation: Regelmäßigen Baubesprechungen kommt nun noch mehr Bedeutung zu. Der wöchentliche Jour fixe dient dazu, offen zu kommunizieren, Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
  3. Flexibilität und Bereitschaft für Veränderungen: Das Last-Planner-Prinzip erfordert Anpassungsfähigkeit und oft auch einen Kulturwandel im Unternehmen. Alle Beteiligten müssen verstehen, dass ihre Beiträge zur Planung nicht nur erwünscht, sondern sogar notwendig sind.
  4. Konstruktiver Umgang mit Fehlern: Bei Fehlern soll nicht gestritten, sondern gemeinsam analysiert werden, wie man diese vermeiden kann.
  5. Konsequente Evaluation: Oft scheitert das LPS daran, dass dem Lernen aus Fehlern zu wenig Beachtung geschenkt wird. Regelmäßige Rückblicke sind jedoch essenziell, um zukünftige Prozesse zu verbessern.
  6. Passende Software: Moderne Methoden erfordern moderne Tools. Genügend Flexibilität und Transparenz bietet nur eine auf den Bau zugeschnittene Software.
Last Planner System Faktoren

Wenn Sie diese Erfolgsfaktoren beachten, sind Sie auf dem besten Weg zur schlanken Bauabwicklung. Und falls Sie noch auf der Suche nach dem richtigen Tool sind, könnte BauMaster vielleicht genau die Software sein, die Ihren Bauprojekten noch gefehlt hat. Finden Sie es jetzt heraus:


FAQ zur Last-Planner-Methode im Bauwesen

Wer sind die „letzten Planer“?

Die „letzten Planer“ sind jene Fachkräfte, die direkt an der Ausführung eines Bauprojekts beteiligt sind, wie Bauleiter, Poliere oder Montageleiter. Sie planen und koordinieren die täglichen Aufgaben vor Ort und sorgen für eine reibungslose Umsetzung.

Warum sollte man die letzten Planer einbinden?

Die Einbindung der letzten Planer sorgt für realistische und verbindliche Zeitpläne, da sie die täglichen Aufgaben vor Ort am besten einschätzen können. Ihre Erfahrung minimiert Verzögerungen, verbessert die Ressourcennutzung und erhöht die Zuverlässigkeit der Bauausführung.

Welche anderen Lean-Methoden gibt es neben dem LPS?

Neben dem Last-Planner-System (LPS) gibt es in der Lean Construction weitere Methoden wie:

  • Taktplanung und Taktsteuerung, die für einen kontinuierlichen Arbeitsfluss sorgen,
  • Kanban zur Aufgabenverwaltung
  • oder Target Value Design (TVD), das auf kosteneffiziente Planung abzielt.