Resilienz für Baubetriebe: Warum Sie jetzt digitalisieren sollten

Resilienz

Resilienz bedeutet für Unternehmen, krisenbeständig zu sein und Schocks besser als die Mitbewerber abzufangen. Eine solche Fähigkeit ist in der von mehrfachen Krisen geprägten Baubranche besonders wertvoll. Der wichtigste Faktor dabei? Digitalisierung.

In diesem Beitrag erfahren Sie …

  • … 7 Gründe, warum Baufirmen jetzt digital werden müssen,
  • was digitale Vorreiter so erfolgreich macht
  • und wie Sie die digitale Transformation im eigenen Unternehmen vorantreiben.

7 Gründe, warum die digitale Transformation am Bau überlebenswichtig ist

Die Digitalisierung der Baubranche ist mehr als ein Trend – sie ist eine Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie resilient ein Bauunternehmen ist, geht Hand in Hand mit der Frage, wie digital dieses aufgestellt ist.

Viele Branchen und Unternehmen haben das bereits erkannt: Im Trendbook “Kompass für die Multikrise” wurden deutsche Firmen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen zu ihrem Standpunkt gegenüber der Digitalisierung befragt. Das Ergebnis: 64 % aller Betriebe stimmen zu, dass diese überlebenswichtig ist.

Resilienz am Bau

Die folgenden 7 Gründe zeigen eindrücklich, warum die digitale Transformation für Baubetriebe unumgänglich ist.

Grund 1: Das Baugeschäft wird stark von außen bestimmt.

Seien es die Nachwirkungen der Pandemie, die geopolitische Lage, Gesetzesänderungen, der Klimawandel oder der Fachkräftemangel: Zahlreiche internationale Entwicklungen können sich auf die Baubranche auswirken. Das wiederum hat direkten Einfluss auf das Tagesgeschäft vieler Betriebe.

Die Anpassung an stetig neue wirtschaftliche Situationen erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und eine schnelle Reaktionsfähigkeit.

Läuft die gesamte Büro- und Baustellenorganisation dezentral auf verschiedenen Filesystemen und Anwendungen ohne einheitliche Verwaltung, sind Änderungen in den Abläufen allerdings schwierig.

Grund 2: Anforderungen an Bauprojekte steigen rasant.

Die Komplexität von Bauprojekten nimmt stetig zu. Das DIN-Normenwerk umfasst bereits jetzt rund 3.900 baurelevante Normen. Die 2024 veröffentlichte Normungsroadmap “Bauwerke” gibt einen Einblick, wie viele Änderungsvorschläge jährlich dazukommen.

Abgesehen davon steigen auch die Anforderungen der Auftraggeber: Beispielsweise gewinnt für Investoren die Einhaltung der ESG-Kriterien am Bau zunehmend an Bedeutung.

Zudem ist der Einsatz von BIM (Building Information Modeling) keine optionale Leistung mehr, sondern integraler Bestandteil vieler Projekte. Die zahlreichen Informationen, die sich dadurch ansammeln, müssen strukturiert gemanagt und zeitnah verteilt werden.

Grund 3: Mängel und Ausführungsfehler kosten Zeit, Geld und Nerven.

Fehler passieren und lassen sich auch auf der Baustelle nicht vermeiden. Doch die Kosten für die Bauwirtschaft durch Baumängel sind enorm. Die BauInfoConsult-Studie zu Fehlerkosten am Bau liefert konkretere Zahlen:

Die deutsche Bauindustrie schätzt den Anteil an Fehlerkosten am jährlichen Gesamtumsatz auf 8,1 Prozent – das sind jedes Jahr ca. 13 Milliarden Euro, die durch mangelhafte Bauleistungen zusammenkommen.

Am ärgerlichsten sind Mängel, die durch klare Kommunikation am Bau vermeidbar gewesen wären. Häufig sind es kleine Ungenauigkeiten oder Abstimmungshürden, die später einen Rattenschwanz an Schwierigkeiten nach sich ziehen.

Grund 4: Stillstand bedeutet Verlust der Wettbewerbsfähigkeit.

Die Konkurrenz schläft nicht. Wer darauf vertraut, dass traditionelle Arbeitsweisen weiterhin ausreichen, hat die Rechnung ohne seine Mitbewerber gemacht. Denn diese bauen ihre Kompetenzen gerade aus:

Die PwC-Studie “Die Bauindustrie in anspruchsvollen Zeiten (2023)” hat ergeben, dass die Hälfte der befragten Betriebe den Digitalisierungsgrad des eigenen Unternehmens hoch bis sehr hoch einschätzt. Vor allem Planer und Projektsteuerer sehen sich gut aufgestellt, besonders in der Projektplanung und bei administrativen Aufgaben.

Digitalisierungsgrad in der Bauindustrie

Auftraggeber schätzen zudem ein professionelles Auftreten: Das bedeutet beispielsweise, von Zettel und Stift auf ein digitales Bautagebuch umzusteigen. Dieses ist nicht nur übersichtlicher, sondern lässt sich auch spielend leicht nach Informationen durchsuchen. Somit entfallen viele Telefonate, um noch einmal Details zu klären.

Früher haben die Gesellen oft nochmals Ausführungsdetails nachbesprochen mit dem Kunden. Das entfällt jetzt, da alle Dateien und Infos aus dem Erstgespräch genau festgehalten wurden.
Hafnermeister Peter Böckl
Ofenbau und Fliesen GmbH

Fachliche Kompetenz ist zwar weiterhin wichtig, jedoch allein nicht ausreichend. Dazu kommen die Partnerfirmen auf der Baustelle, die ebenfalls digital zusammenarbeiten wollen.

Grund 5: Personalengpässe bestehen weiterhin.

Die aktuellste PwC-Studie aus 2024 zeigt außerdem: Der Fachkräftemangel wird weiterhin von  78 % der Unternehmen als große Herausforderung gesehen. Gleichzeitig ist er  für 9 von 10 Unternehmen die größte Hürde bei der Nutzung digitaler Lösungen.

Herausforderungen der Bauindustrie

Das bedeutet im Umkehrschluss: Wer nicht rechtzeitig nach digital affinem Personal sucht, wird es immer schwerer haben, den Anschluss nicht zu verlieren. Um Nachwuchstalente anzuziehen, müssen Betriebe jedoch …

  • … digitale Kompetenzen aufbauen
  • moderne, innovative Tools anbieten
  • und Teamwork fördern

Grund 6: Ineffizientes Arbeiten kann sich niemand mehr leisten.

Bauunternehmen, die flexibel und reaktionsfähig bleiben wollen, können sich keine Doppelarbeit leisten. Bisher sind solche manuellen Aufgaben jedoch gang und gäbe.

Einige Beispiele:

  • Word, Excel, verschiedenste Insellösungen und Informations-Silos verhindern einen schnellen, reibungslosen Informationsaustausch.
  • Das Dokumentieren des Baugeschehens in Office-Programmen ist nur vom Büro aus sinnvoll möglich. Vor Ort werden schnelle, händische Notizen gemacht, die später mühsam digitalisiert werden.
  • Änderungen und Verschiebungen stehen am Bau ****auf der Tagesordnung – diese in einen komplexen Excel-Zeitplan einzutakten, ist jedoch mit viel Aufwand verbunden.
Es geht definitiv kein Weg an der Digitalisierung vorbei. Wir müssen immer mehr schreiben. Früher war ein Handschlag das A und O und alles war geklärt. Heute müssen wir alles 8-fach bestätigen und am besten noch unterschreiben lassen. (…) Man braucht ein schnelles Ergebnis und kann nicht alles 15 Mal in die Hand nehmen. Trotzdem sollte die Menschlichkeit nicht verloren gehen.
Dipl.-Ing. (FH) Janine Mutschelknauss-Beck
BECK ARCHITEKTEN

Wer kein Tool hat, das diese Aufgaben vereinfacht, verschwendet wertvolle Zeit mit unnötiger Doppelarbeit. So wird der Bauleiter schnell zur Engstelle im Bauprozess und riskiert, dass Hektik, Zeitdruck und Dauerstress zum Alltag gehören.

Grund 7: Digitalisierung treibt die Nachhaltigkeit an.

Auf eine Kreislaufwirtschaft zu setzen und nachhaltig sowie energieeffizient zu bauen, wird immer wichtiger. Grund dafür ist nicht nur der Klimawandel: Für viele Firmen sind es vor allem die wirtschaftlichen Auswirkungen.

Wie bereits erwähnt, sind ESG-konforme Immobilien sehr gefragt. Laut PwC-Studie 2024 haben bereits 70 % aller Baubetriebe ESG-Standards eingeführt. Im Umkehrschluss verlieren Projekte ohne ESG-Fokus nach und nach an Wert.

Die Zeit zu handeln, ist daher jetzt. Digitales Baumanagement bringt hier entscheidende Vorteile, z. B.:

  • Transparenz & Rechtssicherheit: Nachhaltigkeitsbemühungen werden sauber dokumentiert.
  • Einfachere Überwachung der Maßnahmen: Digitale Tools zeigen auf einen Blick, wo welche Nachhaltigkeitskriterien beachtet werden müssen.
  • Kürzere Bauzeiten: Diese sorgen für eine geringere Umweltbelastung, weniger Lärm und weniger Überstunden für das Personal.
Vorteile der Digitalisierung

Was macht digitale Vorreiter trotz Krisen erfolgreich?

Gründe, auf digitale Mittel zu setzen, um resilienter zu werden, gibt es also genug. Was aber macht resiliente Unternehmen eigentlich aus? Wie gehen sie an Krisensituationen heran? Die Studie “Die Resilienzmeister” hat ihre Erfolgsformel herausgearbeitet:

Erfolgsformel der Reslienzmeister

Sie sind anpassungsfähig.

Resiliente Betriebe reagieren flexibler auf plötzliche Veränderungen, z. B. durch die rasche Implementierung neuer Technologien oder durch Anpassungen in der Projektplanung. Diese Agilität ist entscheidend in einer Branche, die ständig mit unvorhersehbaren Ereignissen konfrontiert ist.

Sie handeln schnell.

Effizientere Prozesse verschaffen digitalen Betrieben einen Vorsprung. Sie treffen schnellere Entscheidungen und setzen diese zeitnah um. Echtzeit-Informationen und standardisierte bzw. automatisierte Abläufe sorgen dafür, dass Projekte rascher umsetzbar sind.

Sie hören auf ihre Zielgruppe.

Digitalisierung erleichtert die Zusammenarbeit, ermöglicht es, proaktiv auf Kunden und Partner zuzugehen und fördert den Dialog zwischen allen Parteien. Das schafft eine bessere Resonanzfähigkeit, also die Möglichkeit, optimal auf die Bedürfnisse von Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern einzugehen.

Sie arbeiten smart.

Smarte Betriebe nutzen moderne Technologien, um ihre Prozesse schlank und effizient zu halten. Methoden wie Lean Construction helfen dabei, Verschwendungen in Form von Zeit, Material und Arbeitskraft zu minimieren. Das sorgt für Kostenersparnisse und gleichzeitig höhere Qualität.

Sie sind entschlossen.

Resiliente Unternehmen stellen ihre Prozesse kontinuierlich auf den Prüfstand und scheuen sich nicht, alte Arbeitsweisen zu hinterfragen. Sie sehen  Digitalisierung nicht als einmalige Investition, sondern als fortlaufenden Prozess. Diese Entschlossenheit, sich ständig weiterzuentwickeln, macht sie in Krisenzeiten besonders widerstandsfähig.

Warum kommen viele Firmen digital (noch) nicht voran?

Trotz der Vorteile stockt der digitale Fortschritt am Bau. Zwar sehen sich immer mehr Betriebe selbst gut aufgestellt, doch die PwC-Studie 2024 zeigt auch, dass zwei Drittel der Befragten weiterhin Nachholbedarf in der Branche sehen. Woran liegt das?

Digitalisierung wird zu klein gedacht.

Wenn es schnell gehen muss, greifen viele auf Altbekanntes zurück. Am Bau bedeutet das meist, Word, Excel, WhatsApp und ähnliche Lösungen zu nutzen. Diese sind jedoch nicht ausreichend. Das hat gleich mehrere Gründe:

  • Fehleranfälligkeit: Manuelle Eingaben führen oft zu Flüchtigkeitsfehlern.
  • Kommunikationslücken: Wichtige Informationen von Baupartnern, Kunden etc. liegen in zahlreichen Kommunikations-Apps verstreut.
  • Dezentrale Informationen: Daten sind nicht miteinander verknüpft – z. B. kann eine Aufgabe nicht direkt im Ausführungsplan angezeigt werden.
  • Zeitaufwand: Notizen übertragen, Dokumente erstellen und formatieren oder nach einer bestimmten Information suchen – solche Tätigkeiten sind wahre Zeitfresser.
  • Kein Echtzeit-Zugriff: Aktuelle Daten sind nicht sofort für alle verfügbar.

Echte Digitalisierung bedeutet hingegen die vollständige Integration digitaler Prozesse in den Arbeitsalltag, von der Planung bis zum schlussendlichen Rückbau. Unternehmen, die diesen Schritt nicht gehen, bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Firmen halten an “bewährten” Methoden fest.

Die Bauindustrie ist traditionell konservativ und neigt dazu, an Altbewährtem festzuhalten. Doch die Resilienzmeister zeigen es vor: Nur wer alte Arbeitsweisen hinterfragt und sich verändert, kann langfristig erfolgreich bleiben. Es gilt also, sämtliches “Haben wir immer schon so gemacht” im Betrieb zu eliminieren.

Es wird an notwendigen Ressourcen gespart.

Die Digitalisierung erfordert Investitionen in entsprechende Infrastruktur, Schulungen und möglicherweise auch in die Schaffung neuer Rollen im Unternehmen. Viele Firmen scheuen diese Kosten, doch diese Kurzsichtigkeit kann langfristig teurer werden, wenn Aufträge vermehrt an die Konkurrenz gehen.

Nicht alle stehen hinter der digitalen Transformation.

Ein weiteres Problem liegt in der mangelnden Akzeptanz innerhalb der Belegschaft. Oftmals steht das Team Veränderungen skeptisch gegenüber, insbesondere wenn sie mit Unsicherheiten und zusätzlichem Arbeitsaufwand verbunden sind.

Was also tun, damit Sie nicht an diesen Stolpersteinen hängen bleiben?

Change Management: Digitalisierung erfolgreich umsetzen

Um die Veränderungen in Infrastruktur, Arbeitsweisen und der Unternehmenskultur erfolgreich zu gestalten, müssen diese gut geplant sein. Genau damit befasst sich das Change Management. Was das konkret bedeutet, fassen wir hier zusammen:

Was sind die Schlüsselelemente für gutes Construction Change Management?

Folgendes ist grundsätzlich für ein funktionierendes Change Management nötig:

  • Sinnvolle Strukturen: Infrastruktur, organisatorische Strukturen, Prozesse und Rollenänderungen sollen die Veränderungen bestmöglich unterstützen.
  • Key-User und Führungskräfte: Es gilt, jene Personen im Betrieb ausfindig zu machen, die motiviert und zur Umsetzung berechtigt sind.
  • Externe Stakeholder: Auch außerhalb des Betriebs gibt es Stakeholder (z. B. Auftraggeber), welche die Veränderung beeinflussen.
  • Gute Kommunikation: Damit ist gemeint, alle in ein Boot zu holen und einen Dialog zu führen, statt einseitig zu kommunizieren.
  • Fachwissen & Erfahrung: Ermitteln Sie den Lernbedarf im Team und testen Sie neue Abläufe in einem Pilotprojekt, um Erfahrung zu sammeln.
  • Bereitschaft zur Veränderung: Die Motivation der Mitarbeiter ist der wichtigste Faktor für das Gelingen der digitalen Transformation:
Faktoren für die erfolgreiche digitale Transformation

Wie sollen Veränderungen ablaufen?

Ein erfolgreiches Change Management muss zwar immer ans jeweilige Projekt angepasst werden, folgt aber im Grunde dem nachstehenden Ablauf:

  • Ziel setzen: Definieren Sie genau, welches Ergebnis am Ende der Veränderung stehen soll.
  • Team zusammenstellen: Binden Sie Mitarbeiter aktiv in den Prozess ein und benennen Sie motivierte Key-User.
  • Plan aufstellen: Entwickeln Sie gemeinsam einen detaillierten Plan mit allen Schritten und Verantwortlichkeiten.
  • Veränderung umsetzen: An dieser Stelle wird es kritisch – sorgen Sie dafür, dass der Prozess nicht in der Planungsphase stecken bleibt.
  • Ergebnis analysieren: Bewerten Sie schließlich die Ergebnisse der Veränderung und feiern Sie gemeinsam Ihre Erfolge.

Wie viele Ressourcen in die Digitalisierung stecken?

Zur sinnvollen Verteilung Ihrer verfügbaren Ressourcen verwenden Sie am besten die 60:30:10-Regel von McKinsey: Diese besagt, dass 60 % der Ressourcen das Bestandsgeschäft absichern, 30 % in das Wachstum nahe des Kerngeschäfts fließen und 10 % zur Erschließung neuer Märkte und Möglichkeiten dienen.

Regel der Prioritätensetzung

Durchstarten und zu den digitalen Gewinnern gehören

Kurz zusammengefasst: Es gibt viele Gründe, sofort loszulegen und keine, die ernsthaft dagegen sprechen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist die digitale Transformation der einzig sinnvolle Weg. Andere Branchen machen es bereits vor – es wird Zeit, aufzuholen.

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