In der Bauindustrie entscheidet die Ausführungsqualität über die Zufriedenheit des Auftraggebers, aber auch über die Sicherheit und Langlebigkeit des errichteten Bauwerks. Daher ist ein umfassendes Qualitätsmanagement auf Baustellen ein Muss. Worauf es dabei ankommt? Das verrät Ihnen dieser Beitrag:
Wir zeigen Ihnen die Vorteile eines erfolgreichen Qualitätsmanagements, klären die wichtigsten Grundsätze und verraten Ihnen, wie Sie mit der Zertifizierung nach ISO 9001 und digitalen QM-Maßnahmen Qualitätsstandards setzen.
- Was bedeutet Qualitätsmanagement auf Baustellen?
- Projektbezogenes Qualitätsmanagement im Bauwesen als Besonderheit
- Vorteile einer umfassenden Qualitätssicherung auf der Baustelle
- Die sieben Grundsätze des Qualitätsmanagements
- Projektbezogenes Qualitätsmanagement im Bauwesen nach ISO 9001:2015
- Digitales Mängelmanagement als Schlüsselkomponente
- Fazit: Gutes Qualitätsmanagement ist auf Baustellen unverzichtbar
- FAQ: Qualitätssicherung auf der Baustelle
Was bedeutet Qualitätsmanagement auf Baustellen?
Qualitätsmanagement (QM) auf Baustellen ist ein entscheidendes Instrument, um die Ausführungsqualität eines Bauvorhabens sicherzustellen. Es umfasst gezielte Maßnahmen, um die Erwartungen des Auftraggebers zu erfüllen, Abläufe auf der Baustelle zu verbessern, Fehler und Konflikte zu vermeiden und Kosten zu mindern. Wie diese Ziele erreicht werden, wird in einem QM-Handbuch definiert.
Das Paradebeispiel für ein funktionierendes QM am Bau ist die Vermeidung von Baumängeln durch konsequentes Mängelmanagement, was zu einer nachhaltigen Bauqualität und einer Reduktion langfristiger Kosten führt.
Ablauf des QM-Prozesses
Das QM besteht im Allgemeinen aus vier Phasen, die auch für das Bauwesen gelten. Diese laufen nach dem Prinzip “Plan – Do – Check – Act” ab. Dieses System ist u. a. als Deming-Kreis oder PDCA-Zyklus bekannt.
Es handelt sich dabei jedoch um keinen einmaligen Prozess: Vielmehr werden die aus der letzten Phase gezogenen Erkenntnisse und Erfahrungen verwendet, um die nächste Qualitätsplanung zu optimieren. So startet der nächste Zyklus des Qualitätsmanagements.
- PLAN – Qualitätsplanung: Ermittlung des Ist-Zustands, Festlegung von Qualitätszielen und -standards
- DO – Qualitätslenkung: Umsetzung der Planung, Überwachung und Anpassung von Prozessen zur Erfüllung der Ziele
- CHECK – Qualitätssicherung: Auswertung und Prüfung der durchgeführten Maßnahmen nach Abschluss des Projekts
- ACT – Qualitätsverbesserung: Sammeln von Daten und Erfahrungen aus den vorangegangenen Schritten, um Optimierungen und Verbesserungsmaßnahmen für künftige Projekte daraus abzuleiten

Diese Aufgaben zählen zum Qualitätsmanagement im Bauwesen
Zum Qualitätsmanagement im Bauwesen zählen vielfältige Aufgaben, die allesamt darauf abzielen, ein durchgehendes Qualitätsniveau von der Planung bis zur Fertigstellung sicherzustellen.
Die wichtigsten Verantwortlichkeiten im Qualitätsmanagement sind die folgenden:
Wer kümmert sich um das Qualitätsmanagement?
Im Bauwesen liegt die Verantwortung für das Qualitätsmanagement typischerweise bei einer Kombination aus internen und externen Rollen. Dazu gehören:
Nicht zu vergessen sind außerdem die Fachkräfte aller Gewerke: Denn ihre tägliche Arbeit bestimmt die Gesamtqualität des Bauwerks entscheidend mit. Im Grunde arbeiten alle Baubeteiligten zusammen und tragen jeweils ihren Teil zum Qualitätsniveau des Endprodukts bei.
Projektbezogenes Qualitätsmanagement im Bauwesen als Besonderheit
Die Besonderheit – und Schwierigkeit – des Qualitätsmanagements im Bauwesen ist, dass es projektbezogen erfolgt. Jedes Bauvorhaben bringt individuelle Herausforderungen mit sich, da andere Dienstleister, Hersteller, Materialien und Prozesse beteiligt sind. Aber auch das übergreifende Projektmanagement im Planungs- bzw. Architekturbüro muss mitbedacht werden.
Das QM am Bau muss daher ganzheitlich ablaufen: Es implementiert gezielte Maßnahmen schon in der Planungsphase, um Risiken zu erkennen und zu steuern. Dies vermeidet unnötigen Ärger und zusätzliche Kosten.
Das projektbezogene Qualitätsmanagement fordert und fördert außerdem die aktive Beteiligung aller Projektpartner, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen, und bietet daneben noch weitere Vorteile:

Vorteile einer umfassenden Qualitätssicherung auf der Baustelle
Die Vielfalt der Beteiligten und Prozesse am Bau erfordert, wie eben genannt, ein präzises und detailliertes QM. Bei richtiger Umsetzung ziehen Bauunternehmen zahlreiche Vorteile daraus:
Die sieben Grundsätze des Qualitätsmanagements
Nach welchen Vorgaben funktioniert nun ein effektives, projektbezogenes Qualitätsmanagement? Als Basis dienen dafür die sieben Grundsätze des Qualitätsmanagements nach ISO 9000:2015 bzw. ISO 9001:2015 (auf die wir anschließend noch genauer zu sprechen kommen).
Diese sieben Grundsätze umfassen:
1. Kundenorientierung

Um den nachhaltigen Erfolg zu sichern, muss die Erfüllung der Kundenanforderungen im Fokus des QM stehen. Zu Beginn eines Bauprojekts müssen daher die Wünsche des Auftraggebers erfasst und verstanden werden, um sie später berücksichtigen zu können.
2. Führung und Leadership

Ein erfolgreiches QM muss durch die Führungsebene klar definiert und unterstützt werden. Aufgabe der Bauleitung ist es also, Qualitätsziele zu vermitteln, ein geeignetes Arbeitsumfeld zu schaffen und dem Team beim Erreichen der Ziele zur Seite zu stehen.
3. Engagement von Personen

Entscheidend für das Qualitätsmanagement am Bau ist außerdem der Einsatz von motiviertem und qualifiziertem Personal. Dabei sollten individuelle Kompetenzen anerkannt, bestmöglich genutzt und gefördert werden, um das Maximum aus einem Projekt herauszuholen.
4. Prozessorientierter Ansatz

Ein Bauprojekt besteht aus zahlreichen zusammenhängenden Prozessen, die aufeinander abgestimmt werden müssen: Das ist der Grundgedanke des prozessorientierten Denkens. Dieses Verständnis eines Projekts als ganzheitliches System hilft, Qualitätsanforderungen konsistenter und kosteneffizienter zu erreichen.
5. Kontinuierliche Verbesserung

Ein permanentes Ziel des QM ist die ständige Verbesserung (ähnlich dem Streben nach Perfektion in den Lean-Prinzipien). Erfolgreiche Bauunternehmen behalten Entwicklungen am Markt im Auge und passen ihre eigenen Prozesse an, um Chancen zu nutzen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Strategien zur Verbesserung sind z. B. regelmäßige Audits, Fehleranalysen, Besprechungen und das Einholen von Kunden- und Mitarbeiterfeedback.
6. Faktengestützte Entscheidungsfindung

Die Entscheidungen innerhalb eines funktionierenden QMs basieren auf der Analyse von konkreten Zahlen, Daten und Fakten. Dieser evidenzbasierte Ansatz räumt Unsicherheiten aus, minimiert Risiken und erhöht die Wahrscheinlichkeit, die angestrebten Ziele zu erreichen.
7. Beziehungsmanagement

Das Beziehungsmanagement fokussiert sich auf die Bedeutung interessierter Parteien (Stakeholder) für den Erfolg des Projekts. Es geht darum, die Bedürfnisse dieser Gruppen zu verstehen und zu berücksichtigen sowie langfristige Partnerschaften zu knüpfen. Letztlich ist ein starkes Netzwerk die Basis für ein stabiles, erfolgreiches Unternehmen.
Wer sein Qualitätsmanagement auf der Baustelle nach diesen allgemeinen sieben Kriterien ausrichtet, hat bereits viel geschafft. Zusätzlich ist es sinnvoll, über eine Zertifizierung nach gängigen ISO-Normen nachzudenken – und zwar aus mehreren Gründen, wie Sie gleich erfahren werden.

Projektbezogenes Qualitätsmanagement im Bauwesen nach ISO 9001:2015
Wie bereits unschwer zu erkennen ist: Projektbezogenes Qualitätsmanagement ist ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Bauprojekte. Allerdings sind solche QM-Maßnahmen für Auftraggeber nur schwer greifbar – es sei denn, Sie lassen Ihr Unternehmen entsprechend zertifizieren.
ISO 9001 liefert Qualitätsstandards für den Bau
Eine gemeinsame Grundlage für das QM bildet die Normenreihe DIN EN ISO 9000 bis 9004. Sie stellt Anforderungen an die innerbetriebliche Organisation, deren Einhaltung für die Zertifizierung nachgewiesen werden muss. Speziell die DIN EN ISO 9001:2015 ist dafür ausschlaggebend.
Die Zertifizierung nach ISO 9001 zieht zwar Kosten nach sich, ist aber durchaus sinnvoll, auch für kleinere Betriebe. Denn sie signalisiert Kunden und Partnern die Verpflichtung zu hoher Qualität, optimiert interne Prozesse und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit. Zudem fördert sie die kontinuierliche Verbesserung des QM-Systems.
Die Zertifizierung erfolgt in vier Schritten:
- Die wesentlichen Punkte des QM-Systems werden in einem QM-Handbuch erfasst.
- Die Unterlagen werden einer Zertifizierungsstelle zur Prüfung vorgelegt und auf Übereinstimmung mit den Normen kontrolliert.
- Die Zertifizierungsgesellschaft führt ein Audit des Bauunternehmens durch, wobei die Projektabläufe ausgewählter Bauvorhaben geprüft werden.
- Das Zertifikat wird erteilt, üblicherweise für drei Jahre.
ISO-konformes Qualitätsmanagementsystem mit QM-Handbuch
Um die Zertifizierung zu erhalten, muss ein Unternehmen ein ISO-konformes Qualitätsmanagementsystem (QMS) implementieren und dieses durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle bestätigen lassen.
Das QMS Ihres Unternehmens ist dann zertifizierbar, wenn es …
Dreh- und Angelpunkt der Zertifizierung ist das QM-Handbuch. Allerdings ist das Handbuch weit mehr als nur die Prüfungsgrundlage: Es legt die Maßnahmen zur Qualitätssteigerung fest, dient als Leitfaden und Nachschlagewerk für alle Mitarbeitenden und schafft Ordnung in den innerbetrieblichen Abläufen.
Das “Warum” und “Wie” des ISO-zertifizierten Qualitätsmanagements im Bauwesen

Digitales Mängelmanagement als Schlüsselkomponente
Dem Qualitätsmanagement eilt gerne der Ruf voraus, ein Zeitfresser zu sein und Prozesse weiter zu verkomplizieren, die ohnehin schon aufwändig sind. Deshalb gilt digitales Arbeiten als Grundvoraussetzung, um trotz umfassender Qualitätssicherung wettbewerbsfähig zu bleiben.
Als ersten Schritt können Sie beispielsweise das QM-Handbuch digitalisieren. Wenn Sie dieses übersichtlich formatiert und digital zur Verfügung stellen, können alle Baubeteiligten jederzeit darin nachlesen und ihr Wissen zu den QM-Grundsätzen auffrischen.
Das zentrale Element des digitalen Qualitätsmanagements ist jedoch der Umgang mit Baumängeln: Mängelmanagement mit moderner Software sorgt für volle Transparenz, macht Informationen für alle in Echtzeit verfügbar und hilft bei der schnellen, reibungslosen Abwicklung. So sparen Sie effektiv Bauzeit und -kosten ein.
Für den ersten Schritt empfiehlt es sich also, die eigenen Abläufe einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Das gilt besonders, wenn Sie für Mängelbegehungen noch auf händische Notizen und Excellisten setzen. Denn echtes digitales Mängelmanagement ist bedeutend effizienter, wie wir Ihnen am Beispiel von BauMaster gut demonstrieren können:
Digitales Mängelmanagement mit BauMaster
Die Mängelbearbeitung mit BauMaster ist schnell erlernt und geht einfach von der Hand. So funktioniert die systematische Erfassung und Beseitigung von Mängeln per App:
-> keine händischen Notizen: Mängel bei der Begehung am Smartphone/Tablet erfassen
-> Einträge direkt mit veranschaulichenden Fotos, Skizzen etc. ergänzen
-> Planmarker zur besseren Verortung setzen
-> in Sekundenschnelle ein rechtssicheres Mängelprotokoll erstellen
-> direkt als Aufgabe dem entsprechenden Gewerk zuweisen
-> per Ampelsystem den Erledigungsstatus verfolgen
-> Protokoll jederzeit abrufen – auch Jahre später
Fazit: Gutes Qualitätsmanagement ist auf Baustellen unverzichtbar
Das Qualitätsmanagement auf Baustellen ist zwar häufig eine unbeliebte Aufgabe (Stichwort: Komplexität), doch wenn Sie es richtig angehen und Ihre Prozesse sinnvoll digitalisieren, bringt das QM Ihren Projekten nur Vorteile.
Von Zeit- und Kosteneinsparungen über Wettbewerbsvorteile bis hin zur Motivation im eigenen Team: Ein funktionierendes QMS ist entscheidend für den Erfolg. Standards und Normen wie die ISO 9001 sorgen dafür, dass Sie diesen Vorteil auch an Stakeholder kommunizieren und so das Vertrauen in Ihre Arbeit stärken.
FAQ: Qualitätssicherung auf der Baustelle
Was ist Qualitätsmanagement im Bauwesen?
Qualitätsmanagement im Bauwesen umfasst Maßnahmen zur Sicherstellung der Bauqualität, Effizienz und Kundenzufriedenheit durch Einhaltung definierter Standards und Prozesse. Es wird in einem QM-Handbuch festgehalten und besteht aus vier Phasen:
- Qualitätsplanung
- Qualitätslenkung
- Qualitätssicherung
- Qualitätsverbesserung
Was gehört alles zum Qualitätsmanagement?
Zum Qualitätsmanagement gehören vor allem folgende Aufgaben:
- Definition von Qualitätszielen
- Prozessmanagement
- Durchführung von Qualitätskontrollen
- Mängelmanagement
- Schulung des Personals
- Koordination eventueller Zertifizierungen
- Erstellen des QM-Handbuchs
- laufende Verbesserung aller Prozesse
Welche Aufgaben hat man im Qualitätsmanagement?
Das Qualitätsmanagement auf Baustellen umfasst die Standardisierung von Abläufen, die Verbesserung der Kommunikation, die Optimierung interner sowie externer Prozesse, die Erhöhung der Kundenzufriedenheit, die Schulung und Förderung von Fachkräften und die stetige Verbesserung der qualitätssteigernden Maßnahmen.
Was sind QM-Maßnahmen?
QM-Maßnahmen sind strategische Aktivitäten zur Sicherstellung und Verbesserung der Qualität von Produkten und Dienstleistungen. Dazu zählen:
- Qualitätsplanung, -kontrolle, -sicherung, und -verbesserung,
- die Implementierung von QM-Systemen,
- regelmäßige Audits,
- Mitarbeitertrainings
- und das Erstellen eines Leitfadens (QM-Handbuch).