Modulares Bauen: effizient und zukunftssicher?

Geschrieben von

Christina Pemberger

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Immergleiche Container nebeneinander stellen, ohne jegliche Individualität? Mit diesem verstaubten Image hat modulares Bauen heute nur noch wenig gemein. Stattdessen ermöglicht es die modulare Bauweise, Gebäude in Rekordzeit zu errichten, relativ flexibel anzupassen und dabei sogar die Umwelt zu schonen.

In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte über das Bauen mit Modulen – von Vorteilen und Herausforderungen über die Kosten bis hin zur Frage: Werden wir in Zukunft nur noch modular bauen?

Was ist modulares Bauen?

Beim modularen Bauen entstehen Gebäude nach dem Baukastenprinzip. Das bedeutet: Einzelne Räume (Raummodule) werden in einer Fabrikhalle gefertigt, dann zur Baustelle transportiert und vor Ort zusammengesetzt. Dieses Verfahren ermöglicht einen schnellen Bauabschluss mit hoher Planungs- und Kostenkontrolle.

Wofür eignet sich die Modulbauweise?

Das Bauen mit Modulen empfiehlt sich vor allem für große Bauprojekte, die aus vielen ähnlichen Einheiten bestehen – etwa für Schulen, große Wohngebäude, Bürokomplexe oder Hotels. Aber auch Privathäuser können heutzutage problemlos aus Modulen gebaut werden. Dabei sind je nach Budget verschiedenste Individualisierungen möglich.

Modulbau vs. Containerbau

Modulares Bauen wird oft mit dem Containerbau verwechselt. Beide haben zwar gemein, dass sie in Serie gefertigt werden, doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Containerlösungen sind als temporäre Gebäude konzipiert – Modulgebäude sind hingegen dauerhafte Bauwerke mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, hochwertiger Dämmung und vollwertiger technischer Ausstattung.

Modular bauen: Varianten im Überblick

Modulbau ist nicht gleich Modulbau: In verschiedenen Abstufungen gibt es die Technologie eigentlich schon seit Jahrzehnten – etwa in Form des allseits bekannten Fertigteilhauses. Nachstehend finden Sie die wichtigsten Arten im Überblick, nach Grad der Vorfertigung:

1. Skelettbauweise

Die Skelettbauweise weist den geringsten Grad der Vorfertigung auf, erfordert also mehr Nacharbeit auf der Baustelle. Hierbei wird ein skelettartiges Grundgerüst vorproduziert – normalerweise ein Holz-, Stahl- oder Stahlbetonrahmen. Wände und Decken werden erst auf der Baustelle in dieses Gerüst eingesetzt.

Die Gebäudehülle und Raumabtrennung sind also von der tragenden Struktur abgekoppelt. Dadurch ist diese Methode zwar etwas langsamer, bietet jedoch mehr Gestaltungsfreiraum.

Modulares Bauen Skelettbauweise

2. Großtafel- bzw. Plattenbauweise

Die Tafel- oder Plattenbauweise ist die gängigste Bauweise für klassische Fertighäuser. Wand-, Decken- und Bodenelemente werden großformatig vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengesetzt. Eine beliebte Form ist die Holztafelbauweise, bei der Dämmung und Fenster bereits in den Tafeln integriert sein können. Die Plattenbauweise ist weniger abhängig von Witterungseinflüssen als die Skelettbauweise, da die Wände, Böden und Decken in der Fabrikhalle entstehen. Das ermöglicht eine sicherere Bauplanung.

Modulares Bauen - Großtafel- bzw. Plattenbauweise

Trotzdem ist ein solches Fertighaus noch weitgehend individualisierbar. Mit der Schnelligkeit und Planungssicherheit der Raumzellenbauweise kann es allerdings nicht mithalten.

3. Raumzellenbauweise

Die Raumzellenbauweise ist das “echte” Modulhaus. Ganze Raummodule werden inklusive Dämmung, Haustechnik und (auf Wunsch) mit kompletter Innenausstattung geliefert. Vor Ort müssen die Module nur noch aufgestellt und verbunden werden.

Da  fast alle Bauteile vorproduziert werden, ist das Errichten eines Modulbauwerks nahezu wetterunabhängig. Dadurch ermöglicht es die schnellste Bauzeit und bietet trotzdem noch ein gewisses Maß an Flexibilität.

Modulares Bauen - Raumzellenbauweise

Vorteile der modularen Bauweise

Was macht ein vollumfängliches Modulbauwerk also so besonders? Nachstehend finden Sie eine Übersicht aller Vorteile dieser modernen Bauweise:

Modulares Bauen - Tinyhouse

Schnellere Bauzeit

Da Module parallel zur Baustellenvorbereitung in der Fabrik gefertigt werden, verkürzt sich die Bauzeit um bis zu 70 % im Vergleich zum klassischen Hochbau. Witterungsbedingte Verzögerungen entfallen, was für planbare Abläufe, feste Lieferzeiten und eine verlässliche Kalkulation sorgt.

Die kurze Bauzeit bringt außerdem einen weiteren Vorteil: Die Lärmbelästigung für Grundstücksnachbarn reduziert sich auf ein Minimum.

Konstant hohe Qualität

Die Fertigung unter kontrollierten Bedingungen in Werkshallen sorgt für gleichbleibend hohe Qualitätsstandards. Abgesehen davon erfüllen Modulbauten die gleichen bautechnischen Anforderungen wie konventionelle Bauwerke und sind oft besser gedämmt und energieeffizienter.

Flexibilität und Erweiterbarkeit

Modulare Gebäude können im Innenbereich individuell gestaltet und nach außen nahezu beliebig erweitert werden. Bei Bedarf lassen sich zusätzliche Module hinzufügen oder bestehende Einheiten umfunktionieren – ideal etwa für wachsende Unternehmen oder sich verändernde Wohnsituationen.

Einschränkungen gibt es allerdings bei Modulgrößen, Grundriss und Gebäudehöhe, wie wir anschließend noch genauer beleuchten werden. Dafür lassen sich Modulbauten meist sehr einfach versetzen: Bei einem Umzug zieht das Modulhaus einfach mit.

Kosteneffizienz

Standardisierte Prozesse und industrielle Vorfertigung optimieren den Materialeinsatz und die Arbeitsstunden. Das reduziert die Baukosten und minimiert unerwartete Nachträge während des Projekts.

Allerdings ist modulares Bauen nicht automatisch immer günstiger: Je individueller die Module ausgeführt sind und je mehr Sonderwünsche umgesetzt werden, desto teurer wird das Bauwerk.

Nachhaltigkeit

Modulares Bauen spart Ressourcen: Der präzise Materialeinsatz reduziert Abfall und viele Module sind recycelbar – die ideale Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft am Bau. Zudem sind Modulbauten energieeffizient konzipiert und werden bevorzugt mit nachhaltigen Materialien wie Holz gefertigt.

Gibt es auch Nachteile beim Bauen mit Modulen?

Trotz vieler Vorteile bringt das modulare Bauen auch Herausforderungen mit sich. Die Gestaltung, Logistik und Grundstücksanforderungen können Einschränkungen mit sich bringen:

Modulares Bauen

Begrenzte Gestaltungsfreiheit

Trotz aller Individualisierungsmöglichkeiten im Innenausbau ist das Modulhaus nicht komplett frei gestaltbar. Raummodule werden seriell in standardisierten Größen produziert, was die Grundrissgestaltung einschränkt.

Individuelle Formen sind zwar möglich, treiben allerdings den Planungsaufwand und die Kosten in die Höhe. Zudem erlaubt die Tragfähigkeit der Module nicht unbegrenzt viele Stockwerke. Für Wohngebäude ist darüber hinaus zu bedenken, dass es keinen Keller als Stauraum gibt.

Transport und Logistik

Auch der Transport kann Schwierigkeiten verursachen. Denn die vorgefertigten Module sind sehr groß und erfordern häufig Sondertransporte sowie geeignete Zufahrtswege. In engen Innenstädten oder abgelegenen Gebieten erfordert die Anlieferung logistisches Fingerspitzengefühl.

Grundstücksanforderungen

Nicht jedes Grundstück eignet sich für den Modulbau. Beispielsweise müssen folgende Faktoren bedacht werden:

  • Genügend Freifläche für die Montage ist eine Grundvoraussetzung.
  • Mit Modulen lassen sich Höhenunterschiede auf dem Grundstück nur schwer ausgleichen.
  • Baugenehmigungen für Modulbauwerke sind oft schwieriger zu bekommen, da sie das Landschaftsbild stören könnten.

Technische Herausforderungen

Die Integration komplexer Haustechnik (z. B. Lüftungs- oder Smart-Home-Systeme) muss rechtzeitig geplant werden, da Anpassungen nach der Produktion nur noch eingeschränkt möglich sind. Auch die Verbindung mehrerer Module muss sorgfältig erfolgen, um Wärmebrücken und Undichtigkeiten zu vermeiden. Ein häufiges Problem ist zudem die schlechtere Trittschalldämmung.

Was kostet modulares Bauen?

Modulares Bauen ist nicht unbedingt günstiger als die konventionelle Bauweise. Einige Experten sprechen zwar von einer Kostenersparnis von bis zu 20 % gegenüber herkömmlichen Methoden, doch dies hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise:

  • dem Transportaufwand,
  • dem Grad der Individualisierung,
  • der technischen Ausstattung
  • und den Grundstücks- und Erschließungskosten.

Ein starkes Argument für die modulare Bauweise ist jedoch die Kostensicherheit. Aufgrund der hohen Planbarkeit ist es Bauunternehmern möglich, auch in Zeiten stark schwankender Baupreise eine sehr genaue Kostenschätzung abzugeben. Das wiederum erleichtert die Investorensuche enorm.

Die Zukunft des modularen Bauens

Um die Frage zu Beginn dieses Beitrags zu beantworten: Modulares Bauen wird herkömmliches Bauen nicht komplett ersetzen. Denn, wie schon erwähnt, erfordert es gewisse Rahmenbedingungen, die nicht immer gegeben sind.

Trotzdem ist es eine wichtige Antwort auf brennende Fragen und Herausforderungen für die Zukunft der Baubranche, wie beispielsweise steigende Baukosten, Fachkräftemangel, Zeitdruck und Klimawandel. Das Potenzial zeigt sich besonders in folgenden Bereichen:

Serielles Bauen als Lösung für den Wohnungsmarkt

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum macht schnelles und effizientes Bauen notwendig. Serielles und modulares Bauen ermöglicht eine kürzere Bauzeit und planbare Kosten, sodass immer mehr Wohnungsbaugesellschaften und öffentliche Auftraggeber auf diese Methode setzen.

In Deutschland wurde das serielle Bauen bereits in erste Förderprogramme aufgenommen, um schnelleren Wohnungsbau zu ermöglichen.

Wertvolle Stütze für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Die Bauindustrie steht vor der wichtigen Herausforderung, Ressourcen zu sparen und CO₂-Emissionen zu reduzieren. Die Modulbauweise unterstützt nachhaltiges Bauen mit präzisem Materialeinsatz und energieeffizienten Produktionsprozessen.

Module werden außerdem nach dem Konzept “Design for Disassembly” gebaut. Das bedeutet: Dank cleverer Verbindungstechniken, Materialien und Bauweisen lassen sie sich am Ende ihrer Lebensdauer problemlos rückbauen. Das macht sie ideal für die zirkuläre Bauwirtschaft.

Maximale Effizienz dank Digitalisierung

Modernste digitale Technologien und modulares Bauen harmonieren optimal miteinander, um maximale Effizienz aus Bauprojekten herauszuholen und dem Zeit- und Kostendruck entgegenzuwirken:

  • Building Information Modeling (BIM) ermöglicht eine genaue Vorplanung der Module und eine effiziente Materialnutzung. Im Gegenzug kann die modulare Bauweise die nötige Datenmenge im BIM-Modell um bis zu 95 % reduzieren.
  • Künstliche Intelligenz kann blitzschnell große Mengen an Baudaten prüfen und Größe, Materialien, Fertigungsabläufe etc. einzelner Module so optimieren, dass sie mit dem geringsten Materialeinsatz den meisten Mehrwert bieten.
  • Roboter und automatisierte Maschinen arbeiten präzise und beschleunigen Fertigungsprozesse wie Zuschnitt, Schweißarbeiten oder das Anbringen von Dämmmaterialien.
  • Teile von Modulen oder sogar komplette Gebäudeteile können bereits mit 3D-Druck gefertigt werden. Das ermöglicht auch komplexere Formen, die mit herkömmlichen Methoden schwer umsetzbar wären.
  • Eine digitale Baumanagement-Software maximiert die Planungssicherheit für modulare Bauprojekte: Die wetterunabhängige Vorfertigung wird ergänzt durch perfekte Koordination, reduzierten Verwaltungsaufwand und eine lückenlose Dokumentation vor Ort.

Modulares Bauen braucht noch Zeit

Was zum Abschluss noch zu erwähnen ist: Derzeit ist der Anteil an modularen Gebäuden sehr klein. Der Marktanteil lag 2024 bei etwa 4 %. Das liegt unter anderem an der Schwierigkeit, eine Baugenehmigung dafür zu erhalten, aber auch an Vorbehalten gegenüber der “Containerbauweise”.

Laut Experten wird der Marktanteil zwar in den nächsten Jahren auf etwa 10 % steigen, doch um echte Auswirkungen zu spüren, muss sich die Bauweise noch weiter etablieren.

Trotzdem wird es eine hilfreiche Ergänzung zum traditionellen Bauen sein – vor allem in Verbindung mit weiteren Bemühungen, etwa der zunehmenden Digitalisierung der Baubranche. So werden Baubetriebe künftig zahlreiche Möglichkeiten haben, effizienter zu bauen und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.


FAQ – Modulares Bauen

Wie lange dauert ein Modulbauprojekt?

Die modulare Bauweise spart bis zu 70 % der Bauzeit ein. Je nach Größe und Komplexität kann ein Gebäude in wenigen Wochen bis Monaten fertiggestellt werden, da Produktion und Baustellenvorbereitung parallel laufen.

Sind Modulgebäude genauso langlebig wie traditionelle Gebäude?

Ja, moderne Modulgebäude erfüllen die gleichen bautechnischen Anforderungen wie konventionelle Bauten. Bei fachgerechter Planung und Wartung bestehen sie daher genauso lange wie ein auf herkömmliche Weise errichtetes Bauwerk.

Welche Materialien werden beim modularen Bauen verwendet?

Modulare Gebäude bestehen häufig aus Holz, Stahl, Beton oder Hybridkonstruktionen. Die Wahl des Materials hängt von der Bauweise, dem gewünschten Vorfertigungsgrad und den Anforderungen an Statik, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ab.

Wo darf man Modulhäuser bauen?

Modulhäuser unterliegen im Grunde den gleichen Bauvorschriften wie konventionelle Gebäude. Sie dürfen überall dort gebaut werden, wo der Bebauungsplan es zulässt. Allerdings ist es derzeit oft noch schwierig, eine Baugenehmigung zu erhalten – beispielsweise, weil Modulbauten konstruktionsbedingt eine höhere Gebäudehöhe aufweisen.


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