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Zukunft der Baubranche: Entwicklung und Trends

Im Bauwesen tut sich gerade einiges: Die Branche steckt in einer herausfordernden Umbruchphase mit zahlreichen Turbulenzen, angestoßen durch das aktuelle Weltgeschehen. So stellt sich immer häufiger die Frage: Wie wird die Baubranche in die Zukunft starten? In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den Herausforderungen im Jahr 2023, aber auch mit Innovationen und Trends, welche die Bauwirtschaft krisen- und zukunftssicher machen könnten.

Aktuelle Entwicklung der Braubranche: Krisen, Konflikte & Kostensteigerungen

Die Prognosen für das vergangene Jahr waren zu Beginn von positiver Stimmung geprägt: Das Ende der Corona-Pandemie war in Sichtweite, die Hoffnungen für ein umsatzstarkes Baujahr stiegen. Leider wurde viel dieses Aufschwungs durch den Ukraine-Krieg wieder eingedämmt, viele Schwierigkeiten bleiben dadurch weiter bestehen. Im Detail:

Baustoffmangel und steigende Materialkosten

Die Materialknappheit am Bau ist schon seit 2020 ein brennendes Thema und hat sich durch die Kriegshandlungen in der Ukraine weiter verschärft. Rohstoffe wie Stahl, Erdölprodukte oder Bitumen, die vorwiegend aus Russland und den umliegenden Ländern importiert werden, sind dadurch noch knapper geworden.

Auch Dämmstoffe sind nur schwer zu bekommen und sogar alltägliches Material wie Schrauben und Nägel waren zum Teil bereits Mangelware. Das hat mit der Zeit natürlich deutliche Auswirkungen auf die Materialkosten.

Auswirkungen der Energiekrise

Nicht nur Material ist knapp und teuer, die Preise für Öl, Gas und in weiterer Folge Strom sind ebenfalls im letzten Jahr stark angestiegen. Die Energiekosten wirken sich direkt auf die Produktionskosten für Baumaterialien aus, was diese noch teurer macht.

Dazu kommt eine allgemeine Erhöhung des Preisniveaus durch die anhaltende Inflation – die Prognose liegt für das Jahr 2023 derzeit bei rund 7 % für Deutschland (Bundesbank) und 6,5 % für Österreich (WKO).

Anhaltende Preissteigerungen für Bauprojekte

Die bereits genannten Preisfaktoren führen schlussendlich zu einem Anstieg der Gesamt-Baukosten. Nachstehend einige konkrete Zahlen zur Veranschaulichung:

  • Eine Erhebung des statistischen Bundesamtes in Deutschland zeigt, dass die Preise für den Neubau von Wohngebäuden von November 2021 bis November 2022 um 16,9 % gestiegen sind, im Straßenbau gar um 19,3 %.
  • Für Österreich liegen ähnliche Zahlen vor: Die Statistik Austria ermittelte im dritten Quartal 2022 für den Hoch- und Tiefbau eine Preissteigerung von 10,3 % gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr.
Baubranche Zukunft Preissteigerungen
Die Preissteigerungen im Wohn- und Straßenbau der letzten 3 Jahre (Statistik Austria)

Durchwachsene Auftragslage

Mit Lieferengpässen und Preissteigerungen einher geht außerdem ein Einbruch der Nachfrage nach Bauleistungen. Viele Bauherren können sich geplante Projekte nicht mehr leisten oder verschieben diese aufgrund der unsicheren Lage.

Der Auswertung des statistischen Bundesamts zufolge wurden etwa im Oktober 2022 insgesamt 12,9 % weniger Aufträge verzeichnet als im Oktober 2021. Und dieser Trend setzt sich derzeit noch nach unten fort.

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Die Auftragseingänge samt Trend im Bauhauptgewerbe der letzten 5 Jahre (Statistisches Bundesamt)

Fragt man Unternehmen der Branche, teilen sie diese Erwartung: Nach einer Umfrage der WKO im vergangenen Herbst rechnet fast ein Drittel aller österreichischen Bauunternehmen mit Auftragsrückgängen, etwa die Hälfte prognostiziert eine stabile Auftragslage. Es bleiben also nur noch wenige, die sich ein Plus erwarten.

Fachkräftemangel

Trotz eher schwacher Auftragslage ist allerdings der Fachkräftemangel weiterhin ein Thema und wird in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht an Relevanz verlieren. 58 % aller deutschen Baubetriebe klagen derzeit über fehlendes Baustellenpersonal.

Umweltbelastung und Klimawandel

Nicht zuletzt ist die Bauwirtschaft für einen großen Teil der weltweiten Schadstoffemissionen verantwortlich und frisst enorme Mengen an Energie. Konkret gehen 37 % der CO2-Emissionen und 34 % des Energieverbrauchs weltweit auf das Konto des Bausektors.

Um das Ziel der EU zu erreichen, bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen Baufirmen ihrer Verantwortung gerecht werden und schnellstmöglich umwelt- bzw. klimaschonende Maßnahmen ergreifen.

Baubranche Zukunft Aktuelles
Zukunft der Baubranche: die aktuellen Herausforderungen im Baugewerbe

Bieten diese Entwicklungen in der Baubranche Anlass zur Sorge?

Krisen, Konflikte und Kostensteigerungen – so lässt sich die aktuelle Lage auf den ersten Blick zusammenfassen. Eine Entspannung ist laut aktueller Konjunkturprognose des ifo-Instituts voraussichtlich erst im Jahr 2024 in Sicht:

„Engpässe bei Energie, Vorprodukten und Arbeitskräften belasten die Produktion und treiben die Inflation auf Rekordhöhen. Erst im Jahr 2024 dürfte der Preisdruck langsam nachgeben.“

Bei Bauunternehmern und genauso bei Bauherren ist also noch einiges an Geduld gefragt. Doch ganz so negativ, wie sie von pessimistischen Experten gerne dargestellt wird, ist die Entwicklung der Baubranche nicht. Denn Krisen und Schwierigkeiten bieten immer auch Chancen.

Aktuelle Trends und Innovationen bieten genügend Anlässe, optimistisch in die Zukunft der Baubranche zu blicken. Deshalb nun ein Ausblick, wohin die Reise gehen wird.

Ein positiver Ausblick: Innovationen & Trends in der Baubranche

Das aktuelle Weltgeschehen lässt sich von den Akteuren der Bauwirtschaft nur in geringem Maße beeinflussen. Worauf die Betriebe jedoch sehr wohl Einfluss haben: neue Arbeitsweisen, Technologien und Innovationen zu implementieren, die beim Meistern der Herausforderungen helfen, die Branche krisen- und zukunftssicher gestalten und einen wertvollen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten.

Die grundlegenden Ziele der Bemühungen sind klar:

  • die schwierige Wirtschaftslage überwinden
  • explodierende Preise in den Griff bekommen
  • neuen, lebenswerten Wohnraum schaffen
  • klimaneutral werden

Nun stellt sich nur noch die Frage, wie das Bauwesen dorthin gelangt. Wir haben deshalb im Anschluss die größten Trends in der Baubranche für 2023 und darüber hinaus analysiert, mit deren Hilfe die hochgesteckten Ziele erreicht werden können.

Nachhaltigkeit und ESG-konformes Bauen

Der Klimawandel ist auch dem Bauwesen längst ein Begriff, gerade im Hinblick auf die hohen Schadstoffemissionen und den Energieverbrauch. Die lange Nutzungsdauer von Bauwerken verursacht hier besonders dringenden Handlungsbedarf – denn die achtlos geplanten Bauprojekte von heute sind die Umweltsünder der nächsten 50 bis 100 Jahre.

Deshalb sind zukunftsgerechte Bauwerke sofort gefragt. Anleger und Investoren suchen nachhaltige Investments und fordern von Bauunternehmen die Einhaltung der ESG-Kriterien (Environmental – Social – Governance) ein: umweltfreundliches, sozial gerechtes Handeln und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung.

Nachhaltigkeit ganzheitlich in die eigenen Abläufe zu integrieren, ist jedoch viel mehr als ein lästiges Übel – Betriebe der Bauwirtschaft profitieren konkret davon. Etwa durch:

  • Wettbewerbsvorteile gegenüber „Umweltsündern“
  • gestiegene Nachfrage und somit einfachere Vermarktung nachhaltiger Immobilien
  • Kosteneinsparungen dank Kreislaufwirtschaft und Recycling
  • ein positives Image, das besonders junge Fachkräfte überzeugt und ins Unternehmen holt
Baubranche Zukunft nachhaltiges Bauen
Nachhaltigkeit ist die Zukunft der Baubranche

Technische und digitale Innovationen der Baubranche

Jedes Jahr kommen spannende neue Technologien auf den Markt, von autonomen Baufahrzeugen über Gebäude aus dem 3D-Drucker bis hin zur Virtual oder Augmented Reality. Einen interessanten Ausblick dazu bietet die Studie „Bauen 2030“ des Fraunhofer-Instituts.

Hier werden drei mögliche Zukunftsszenarien vorgestellt, die sich auf Technologisierung, Klimaschutz und den Schutz erhaltenswerter Strukturen beziehen. Für diesen Beitrag relevant ist besonders das Szenario #innovationiskey – hochgradig technologisiertes, automatisiertes Bauen.

Darunter fällt beispielsweise:

Systematische Fertigungsmethoden

Bauteile werden zunehmend automatisiert gefertigt – in diesem Zuge fällt häufig das Stichwort „modulares Bauen“. Statt wie früher Ziegel auf Ziegel zu setzen, werden nun Systemteile beim Hersteller gefertigt, die teils bereits die Gebäudetechnik integrieren. Diese Module müssen vor Ort nur mehr zusammengesetzt werden, was einen großen Zeit- und Kostenvorteil bedeutet.

Künstliche Intelligenz und autonome Baustelle

Für die Zukunft der Baubranche wird außerdem künstliche Intelligenz immer relevanter. KI-Systeme unterstützen beispielsweise bei der Datenanalyse und verringern Fehler und Datenverluste beim Informationsaustausch. Autonome Baufahrzeuge und -roboter ziehen wiederum selbstständig Daten aus digitalen Bauwerksmodellen und nehmen komplexe Arbeiten auf deren Basis vor.

Die zunehmende Zahl dieser intelligenten Maschinen macht die autonome Baustelle allerdings für kleine und mittelständische Betriebe unleistbar. Doch dafür gibt es bereits eine Lösung: Verleihportale und Baumaschinen-Sharings nehmen den Markt für sich ein. Daraus ergibt sich der zusätzliche Vorteil, dass Maschinen nur wenig Zeit im Leerlauf verbringen und optimal eingesetzt werden können.

Smarte Baustoffe

Unter den interessantesten Innovationen der Baubranche sind außerdem intelligente Werkstoffe (engl. Smart Materials), die selbstständig auf eine veränderte Umgebung reagieren. Einige Beispiele:

  • selbstheilender Beton, der für eine längere Haltbarkeit sorgt
  • Glas, das seine Lichtdurchlässigkeit selbstständig verändern kann
  • intelligentes Holz, das als Sensor fungiert und die Klimaregulierung im Wohnraum übernimmt

Dazu kommen Hightech-Materialien, die so konstruiert sind, dass sie sich am Ende ihrer Lebenszeit einfach wieder zerlegen lassen – ganz im Sinne einer lückenlosen Kreislaufwirtschaft.

Climate Engineering

Ein weiterer Ansatz sieht Climate Engineering als zentrales Element, um die Klimaziele zu erreichen. Hierzu wird nicht ein Gebäude für sich betrachtet, sondern ein Wohnkomplex, eine Nachbarschaft oder ein gesamter Stadtteil analysiert. Die Defizite eines einzelnen Bauwerks werden durch umliegende Gebäude wieder ausgeglichen.

Trends in der Baubranche für einen optimierten Bauablauf

Die Digitalisierung zeigt sich in Form von neuen Technologien, genauso aber in der Neugestaltung der Zusammenarbeit auf der Baustelle. Die Baubranche der Zukunft setzt auf Prozessoptimierung, ein ganzheitliches Baukonzept und Vernetzung der Bauteilnehmer.

Prozessoptimierung durch Lean Construction Management

Im idealen Projektablauf wird jede Arbeitsstunde sinnvoll eingesetzt, um die Effizienz zu steigern und die Bauzeit zu verkürzen. Ein internationaler Trend in der Baubranche mit genau diesem Ziel ist Lean Construction („schlankes Bauen“) bzw. Lean Construction Management.

Im Zuge dieser Management-Methode, die in der Automobilindustrie längst Standard ist, wird jegliche Verschwendung auf der Baustelle eliminiert: unnötige Arbeitsschritte, überflüssige Kommunikation u. v. m. Der Ablauf soll sich im Grunde wie ein Fluss gestalten – ohne Hindernisse und Unterbrechungen.

Wichtig ist allerdings, dass die Qualität nicht unter der Verschlankung der Prozesse leidet. Notwendig dafür sind eine frühzeitige, gemeinsame Planung, gute Kommunikation und generell gute Zusammenarbeit. Denn nur, wenn alle Bauteilnehmer an einem Strang ziehen, kann der perfekt getaktete Bauablauf gelingen.

Ganzheitliche Bauplanung und -ausführung

Die Zukunft der Baubranche wird darüber hinaus von einem ganzheitlichen Ansatz geprägt sein: Der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes wird im Vorhinein analysiert, um Varianten durchzuspielen und die idealen Projektparameter festzulegen. Dazu werden sämtliche Daten in Echtzeit erfasst und verwertet.

Um das zu ermöglichen, muss jedoch ein digitaler Zwilling des Bauwerks erschaffen werden. Voraussetzung für die holistische Planung ist demnach die vollständige Umsetzung von Building Information Modeling.

Bei internationalen Projekten ist BIM vielfach bereits Standard, doch in der DACH-Region besteht hier noch viel Aufholbedarf. Seit Ende 2022 stellt die deutsche Bundesregierung immerhin eine öffentliche Plattform für alle Akteure der Bauwirtschaft zur Verfügung: das BIM-Portal. Hier werden Informationen, Vorlagen, Werkzeuge etc. gesammelt, welche die einheitliche Bauabwicklung fördern sollen.

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Ganzheitliche Ansätze über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes sichern die Zukunft der Baubranche

Das Ziel aller Bemühungen: lückenlos vernetztes Arbeiten

Viele moderne Baumethoden setzen perfekte Zusammenarbeit voraus. Jedes Projekt muss dafür ein großes Ganzes ergeben. Das große Ziel der Baubranche ist in Zukunft daher, das Projektteam noch näher zusammenzubringen und jegliche Lücken zu schließen.

Die Zukunft der Baubranche gemeinsam in Angriff nehmen

Zusammenfassend steht die Bauwirtschaft vor einer ganzen Reihe an Herausforderungen. Die letzten Jahre waren nicht einfach und auch das künftige Jahr wird seinen Tribut fordern. Doch die Betriebe sind inzwischen auf Krisen eingestellt und Besserung ist zumindest langsam in Sicht. Dazu kommt die anhaltende Innovationsfreudigkeit, die allen Widrigkeiten zum Trotz einen optimistischen Blick auf die Zukunft der Baubranche erlaubt.

Doch abgesehen von Trends und neuen Arbeitsweisen – von künstlicher Intelligenz bis zum digitalen Gebäudezwilling – verliert eine altbekannte Komponente nie an Wichtigkeit: Teamwork. Wenn die digital unterstützte Kooperation auf der Baustelle gelingt, rücken Sie dem Erfolg fast von selbst bereits ein ganzes Stück näher.

FAQ zur Zukunft der Baubranche

Ist die Baubranche zukunftssicher?

Eine sichere Zukunft der Baubranche erfordert noch viel Arbeit. 2023 warten viele Herausforderungen auf Baufirmen: Materialengpässe, hohe Baustoffkosten, Preissteigerungen und Inflation, geringere Nachfrage nach Bauleistungen, der Fachkräftemangel, Klimawandel etc. Doch die Branche arbeitet mit zahlreichen Innovationen daran, zukunftssicher zu werden.

Wird die Baubranche einbrechen?

Experten erwarten einen Einbruch im Wohnungsbau und einen Umsatzrückgang für das Jahr 2023. Doch wenn die Herausforderungen des aktuellen Jahrs überstanden sind, stellt z. B. das ifo-Institut in seiner Konjunkturprognose eine Besserung im Jahr 2024 in Aussicht.

Wie sieht die Zukunft des Bauens aus?

Die Baubranche der Zukunft setzt auf moderne Technologien wie künstliche Intelligenz, autonome Baufahrzeuge und intelligente Baustoffe. Zusätzlich spielt die digital vernetzte Zusammenarbeit eine zentrale Rolle, etwa durch BIM und Bauprojektmanagement-Software.

Alle Maßnahmen sind zudem auf Nachhaltigkeit und die Eindämmung des Klimawandels ausgerichtet: regionale Materialbeschaffung, Kreislaufwirtschaft, ressourcenschonendes Bauen etc.

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