CDE (Common Data Environment) am Bau: ein Ort für alle Daten

Geschrieben von

Gudrun Mertl

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BaublogBauprojektmanagement, Digitalisierung Baubranche

Ein effektives Management von Projektdaten ist in der Baubranche unverzichtbar. Nur damit lässt sich die zunehmende Komplexität der Projekte bewältigen und ein nahtloser Informationsaustausch gewährleisten. Hier kommt das Common Data Environment (CDE) ins Spiel: eine zentrale Plattform, die es allen Beteiligten ermöglicht, Informationen zu sammeln, zu verwalten und auszutauschen.

Doch wie genau funktioniert ein solches System eigentlich, welche Vorteile bringt es und was ist dafür nötig? Alle wichtigen Fragen finden Sie hier beantwortet.

Definition: Was ist ein CDE?

CDE steht für Common Data Environment (gemeinsame Datenumgebung). Ein CDE ist also jener Ort, an dem sämtliche Informationen zu einem Bauprojekt zusammenlaufen. Die Speicherung erfolgt cloudbasiert, so haben alle Projektbeteiligten Zugriff darauf. Welche Daten sie jeweils abrufen können, entscheidet ein Berechtigungssystem.

Je mehr Datenmaterial das CDE enthält, desto besser: Pläne, Modelle, Kalkulationen, Dokumente, Listen, Belege, Schriftverkehr, Protokolle, Bildmaterial u. v. m. Man bezeichnet es auch als Single Source of Truth (einzige Quelle der Wahrheit), weil es die zentrale Datenquelle eines Projekts bildet. Von hier aus werden Informationen verteilt.

Dieser gemeinsame Projektraum wird in allen Phasen eines Bauprojekts verwendet, von der Planung über die Ausführung bis hin zur Wartung des fertigen Gebäudes. Somit ist das CDE ebenso als wichtige Basis für BIM (Building Information Modeling) zu sehen.

CDE Common Data Environment Definition

Wo werden CDEs eingesetzt?

Einsatzbereiche für ein Common Data Environment finden sich vorwiegend in der Bau-, Immobilien- und Finanzbranche. Während das CDE am Bau für die reibungslose, kooperative Projektabwicklung genutzt wird, ist es auch ein wertvolles Tool für das Asset-Management bei Immobilien. Prinzipiell kann ein gemeinsamer Datenraum jedoch bei allen projektbasierten Arbeiten hilfreich sein, egal welche Branche. Das haben beispielsweise viele Großbetriebe der Industrie bereits erkannt.

Welche Vorteile bringt ein Common Data Environment?

Ein CDE am Bau einzusetzen, versammelt alle Details zum jeweiligen Projekt an einem Ort. Mit einem solchen gemeinsamen Projektraum zu arbeiten, bringt zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Datenintegrität und -konsistenz: Alle hinterlegten Daten sind dank Cloud-Anbindung aktuell und immer abrufbar. Jegliche Änderungen sind in Echtzeit für alle sichtbar. Gleichzeitig sind die Daten jedoch stets vor unbefugtem Zugriff geschützt.
  • Transparenz & Sicherheit: Daten sind revisionssicher und nachvollziehbar in einer neutralen, unlöschbaren Umgebung gespeichert. Ein Informationsverlust wird so quasi ausgeschlossen. Projektteilnehmer erhalten außerdem nur Zugang zu autorisierten Bereichen, was die Sicherheit der Plattform erhöht.
  • Bessere Kommunikation und Zusammenarbeit: Teams sind während des gesamten Projektlebenszyklus auf einer Plattform vernetzt. Das ermöglicht einen schnellen Austausch, verringert typische Kommunikationsprobleme und reduziert dadurch begünstigte Fehler.
  • Effizienzsteigerung und Kostenreduktion: Durch die zentrale Speicherung und Koordination von Informationen werden doppelte Arbeitsschritte und Redundanzen eliminiert. Dies senkt den Verwaltungsaufwand und die Kosten.
  • Schnittstellenkonzept: Das CDE ist über offene Schnittstellen in andere Systeme integrierbar und kann selbst aus zahlreichen Quellen befüllt werden.
  • Unterstützung nachgelagerter Aktivitäten: Informationen können problemlos in allen Projektphasen wiederverwendet werden – so etwa für ein strategisches Facility Management oder spätere Sanierungs- bzw. Umbaumaßnahmen.
CDE Common Data Environment Vorteile

Risiken eines CDE im Bauwesen: Wo ist Vorsicht geboten?

Um die Vorteile eines CDE im Bauwesen voll zu nutzen, müssen auch einige Hürden überwunden werden. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen könnten diese den reibungslosen Ablauf gefährden.

Ersteinrichtung und Befüllung

Das Aufsetzen eines gemeinsamen Datenraums erfordert zu Beginn einen nicht zu unterschätzenden Aufwand. Genügend Zeit zur Digitalisierung und Zusammenführung aller Daten ist an dieser Stelle ein Muss. Denn nicht selten liegen diese überall verstreut: in E-Mail-Verläufen, auf einzelnen PCs oder Mobilgeräten, in handschriftlichen Notizen, in Bauordnern etc.

Außerdem sollten Sie penibel darauf achten, keine veralteten Informationen aufzunehmen und keine Informationen doppelt anzulegen. Ansonsten entstehen dadurch genau jene Fehlerquellen und Redundanzen, die das System eigentlich vermeiden soll.

Strukturierung des Projektraums

Die Struktur des CDE muss gut geplant sein, sodass Nutzer sich dort einfach zurechtfinden. Wenn in den Daten Chaos herrscht und keine organisierten Abläufe definiert sind, wird niemand freiwillig damit arbeiten wollen. Wichtig ist also ein intuitives System, das auch in den Augen des Teams ein unverzichtbares Werkzeug darstellt.

Um das zu erreichen, ist im Vorfeld eine detaillierte Nutzenanalyse sinnvoll. So werden Systeme und Prozesse erarbeitet, die auf die eigenen Projektabläufe zugeschnitten sind.

Konsequente Nutzung

Nicht zu vergessen ist, dass die Plattform konsequent genutzt werden muss. Denn ein Common Data Environment ist nur dann effektiv, wenn es darin keine Informationslücken gibt. Steigen Baubeteiligte auf andere Methoden um oder nutzen andere Plattformen, gehen die Vorteile eines zentralen Datenraums wieder verloren.

Datensicherheit

Die gemeinsame Datenbasis sorgt für mehr IT-Sicherheit am Bau – aber nur, wenn die genutzte CDE-Software:

  • zertifiziert ist,
  • immer auf dem aktuellsten technischen Stand gehalten wird,
  • auf entsprechend sicheren Servern läuft,
  • Datenschutzkriterien wie die DSGVO einhält
  • und durch Berechtigungssysteme wie Zweifaktor-Authentifizierung geschützt ist.

Sind diese Faktoren nicht gegeben, stellt das Common Data Environment eine kritische Sicherheitslücke im Bauablauf dar. Dies öffnet Tür und Tor für Cyberangriffe.

Wie die Verbindung zwischen CDE und BIM genau aussieht? Dazu kommen wir jetzt.

Wie CDE und BIM zusammenspielen

Wie also greifen der virtuelle Projektraum und Building Information Modeling (BIM) ineinander? Im Grunde unterstützt eines das andere, um gemeinsam für bessere Zusammenarbeit auf Baustellen zu sorgen.

Das Common Data Environment bildet die Datenbasis für das BIM-Gebäudemodell, standardisiert das Aufsetzen und Managen von Projekten und dient als Informationsschnittstelle. BIM funktioniert zwar auch ohne CDE, allerdings gelingen Koordination und Datenaustausch weit effizienter, wenn beides kombiniert eingesetzt wird.

Dieser optimierte Prozess sorgt dafür, dass sowohl der Zeitaufwand als auch die Kosten sinken. Dazu zeigen wir Ihnen zwei konkrete Beispiele:

  • Das erste Modell eines Bauwerks ist nicht immer gleich zufriedenstellend. Wünscht der Bauherr neue Varianten oder Änderungen am digitalen Gebäudemodell, können diese mit CDE-Software effizient und kostengünstig umgesetzt und dokumentiert werden.
  • Ein Vorteil der BIM-Methodik ist, dass sie Kollisionen zwischen Gewerken erkennt und teure Planänderungen, Verzögerungen oder Nacharbeiten verhindert. Mithilfe eines CDE finden solche Kollisionsprüfungen automatisiert statt, wodurch Probleme noch früher als bisher erkannt und Kosten gespart werden.

Zusätzlich sollen gemeinsame Standards und Technologien die Arbeit mit CDE und BIM noch weiter verbessern. Denn analog zu openBIM, das auf offene Standards und Dateiformate setzt, besteht eine openCDE-Initiative von buildingSMART International. Diese konzentriert sich auf einen möglichst einfachen, aber intelligenten Datenaustausch.

Letztlich profitiert BIM auch von den Zusatzinformationen, die ein gemeinsamer Datenraum enthält. Denn selbst ein digitaler Gebäudezwilling bildet nicht alle Projektdaten zu 100 % ab. Die fehlenden Informationen liefert das CDE, in Verbindung mit weiteren Tools für ERP, Projektmanagement etc.

CDE Common Data Environment und BIM

Weitere Schnittstellen für ein Common Data Environment

Wie gerade erwähnt lässt sich ein digitaler Datenraum mit zahlreichen Systemen und Formaten verbindenBIM-Software ist nur eines von vielen. Einige Beispiele für Software, Tools und Datenformate finden Sie im Anschluss:

  • Cloud-Plattformen wie Google Drive, OneDrive, Dropbox
  • Microsoft Azure
  • Google Docs/Sheets oder Microsoft Office 365
  • CAD- und Planungssoftware wie Autodesk bzw. Revit
  • Plattformen für E-Signatur: Docusign, Pandadoc, Dropbox Sign etc.
  • BCF-Dateien (BIM Collaboration Format)
  • IFC-Dateiformat (Industry Foundation Classes)
  • Bauprojektmanagement-Software
  • ERP-Software
  • CAFM-Systeme
CDE Common Data Environment Schnittstellen

Checkliste: Die richtige CDE-Software finden

Wie jeder Bauunternehmer weiß, braucht es für eine saubere Ausführung das richtige Werkzeug. Daher wollen wir Ihnen die wichtigsten Kriterien zusammenfassen, auf die Sie bei der Wahl einer CDE-Software achten sollten.

  • Funktionsumfang: Grundsätzlich muss eine CDE-Software auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sein. Im Bauwesen soll der digitale Projektraum etwa die Dokumentenverwaltung optimieren, bei der Projektplanung und -koordination unterstützen, den Austausch von Informationen vereinfachen und eine revisionssichere Baustellendokumentation ermöglichen.
  • Skalierbarkeit: Die Software sollte sich an die Teamgröße, Projektart und -anzahl und Ihre Ziele anpassen lassen. Im Idealfall wächst das Tool mit steigender Projektanzahl und -komplexität mit.
  • Intuitive Bedienung: Das Tool sollte zwar alle benötigten Funktionen abdecken, dabei aber nicht unnötig kompliziert werden. Eine einfache Bedienung erhöht die Akzeptanz im Team.
  • Sicherheitsniveau: Wie zuvor bereits erwähnt, sollte die Software auf sicheren Servern laufen, ISO-zertifiziert sein, Datenschutzkriterien einhalten und über ein verlässliches Berechtigungssystem verfügen.
  • Support: Auch das Serviceangebot spielt eine Rolle: Gibt es Schulungen? Können individuelle Anpassungen umgesetzt werden? Werden regelmäßig Software-Updates durchgeführt?
  • Kosten: Lizenzgebühren, Einrichtungskosten, Schulungskosten, eventuelle monatliche Abogebühren – achten Sie genau darauf, welche regelmäßigen Kosten auf Sie zukommen werden.

Zu guter Letzt noch ein allgemeiner Tipp: Holen Sie Meinungen ein, halten Sie sich an Referenzen von anderen Unternehmen der Branche und nutzen Sie Möglichkeiten zum kostenlosen Testen, bevor Sie sich für eine CDE-Software entscheiden. Ein Pilotprojekt kann für den Praxistest sehr hilfreich sein.

Der erste Schritt zu CDE am Bau: Daten digitalisieren

Wenn Sie schon einmal Vorbereitungen treffen wollen, lohnt es sich, einen Blick auf die aktuelle Datenlandschaft zu werfen. Wie viel wird derzeit noch händisch notiert? Welche Dokumente werden noch in Papierform genutzt?

Ein sinnvoller erster Schritt ist die Digitalisierung all dieser Unterlagen und schließlich die Umstellung auf eine komplett digitale Verwaltung und Dokumentation. So sparen Sie sich künftig wertvolle Arbeitszeit. Wenn Sie dann bereit für den Einsatz eines CDE sind, haben Sie das mühsame Digitalisieren schon erledigt.

Die Zukunft von CDE und BIM

Wer die digitale Transformation der Baubranche vorantreiben will, muss sich derzeit eingehend mit BIM und Common Data Environments beschäftigen. Ein “echtes” CDE, das ein Projekt wirklich im Ganzen abbildet, ist aktuell jedoch noch schwer zu erreichen.

Die Zukunft von CDE im Bauwesen bewegt sich deshalb in Richtung Standardisierung und Offenheit. Entsprechende APIs werden zunehmend wichtiger. Vorhandene Werkzeuge (wie BIM-Tools oder Projektmanagement-Software) entwickeln sich ebenfalls laufend weiter – so wird es immer einfacher werden, datengetrieben und vernetzt zu bauen.

FAQ zu CDE im Bauwesen

Was ist ein Common Data Environment (CDE)?

Ein Common Data Environment (gemeinsame Datenumgebung) bezeichnet eine zentrale Plattform, auf der alle Daten eines Bauprojekts gebündelt werden. Diese dient meist als Basis für BIM (Building Information Modeling). Die Daten werden in der Cloud gespeichert, wodurch alle darauf zugreifen können. Ein System zur Rechteverwaltung bestimmt, welche Informationen für welchen Nutzer abrufbar sind.

Was ist der Unterschied zwischen CDE und BIM?

CDE (Common Data Environment) ist eine zentrale Plattform für Datenmanagement und -austausch in Bauprojekten. BIM (Building Information Modeling) hingegen ist eine Methode zur Erstellung und Verwaltung digitaler Bauwerksmodelle über deren Lebenszyklus. Ein BIM-Modell kann einen gemeinsamen Datenraum als Basis nutzen.

Benötigt man zusätzliche Arbeitskräfte für BIM und CDE?

Ja, die Implementierung von BIM erfordert spezialisierte Rollen wie einen BIM-Manager, der für die  Koordination der BIM-Prozesse zuständig ist, sowie Spezialisten für den Umgang mit BIM-Software. Auch für ein CDE kann ein Spezialist sinnvoll sein. Zusätzlich zu empfehlen sind Schulungen für das bestehende Team, um den effektiven Umgang mit CDE und BIM zu erlernen.