Im Lean Management spielt das Eliminieren von Verschwendung eine zentrale Rolle. Wer jegliche Verschwendung vermeidet, sichert sich damit den Erfolg – so die Theorie. Und vielfach funktioniert das Konzept: In zahlreichen Branchen wird es gewinnbringend eingesetzt, so auch im Bauwesen.
In diesem Ratgeber stellen wir Ihnen die 7 Lean-Verschwendungsarten vor, klären, ob es sogar noch mehr Arten gibt, und zeigen Ihnen Beispiele samt Lösungen für die Baustelle.
- Was ist Verschwendung laut Lean Management?
- Die 7 Lean-Verschwendungsarten im Überblick
- 7 Arten der Verschwendung im Detail
- 8 Arten der Verschwendung: Mitarbeiterpotenzial
- 9 Arten der Verschwendung: Kommunikation
- Verschwendung vermeiden mit BauMaster
- 7, 8 oder 9 Lean-Verschwendungsarten: Hauptsache dranbleiben
- FAQ: Lean-Verschwendungsarten
Was ist Verschwendung laut Lean Management?
Verschwendung (jap. „Muda“) bezeichnet im Lean-Konzept alle Aktivitäten, die keinen Mehrwert schaffen, jedoch Ressourcen wie Zeit oder Material verbrauchen. Ziel ist es, diese Verschwendungen in allen Prozessen zu eliminieren, um die Effizienz und Produktivität zu steigern. Der Fokus liegt dadurch auf den tatsächlich wertschöpfenden Tätigkeiten.
Der Pionier des Lean-Konzepts war der Erfinder des Toyota-Produktionssystems, Taiichi Ohno. Er identifizierte zuerst drei Haupthindernisse, die einen Prozess beeinträchtigen: Muda (Verschwendung), Muri (Überforderung) und Mura (Unregelmäßigkeiten).
Aus dieser Beobachtung entstanden später die 7 Mudas, also Verschwendungsarten. Völlig eliminieren kann man diese zwar nicht – doch sie lassen sich reduzieren, um den Erfolg eines Projekts, eines Unternehmens, einer Produktionskette etc. zu sichern.
Was ist Lean Management überhaupt?
Lean Management steht für “schlankes Management” und kommt in vielen Branchen zum Einsatz. Das Ziel ist es, Verschwendung zu reduzieren und den Wert für den Auftraggeber zu maximieren.
Wollen Sie mehr zur Lean-Methode am Bau erfahren? Wir haben Ihnen alles Wichtige in unserem Blog zusammengefasst: Lean Construction Management & Lean-Prinzipien.
Die 7 Lean-Verschwendungsarten im Überblick
Die 7 Verschwendungsarten nach Lean sind einfach zu merken: Die Anfangsbuchstaben ergeben im Englischen den Namen TIM WOOD. Hier finden Sie eine schnelle Übersicht:
- T – Transport
- I – Inventory (Lager, Bestände)
- M – Movement (Bewegung)
- W – Waiting (Wartezeit)
- O – Overproduction (Überproduktion)
- O – Overengineering (zu hohe Komplexität)
- D – Defects (Mängel)
Übrigens treten die Verschwendungen nur selten isoliert auf. Stattdessen verbindet sie eine komplexe Dynamik: So können Transportprobleme z. B. Lagerschwierigkeiten und Wartezeiten auslösen. Mit gezielten Gegenmaßnahmen können Sie gleich mehrere Verschwendungsarten reduzieren.
Gibt es 8 oder gar 9 Lean-Verschwendungsarten?
Häufig ist im Netz auch von 8 Lean-Verschwendungsarten oder gar 9 Arten der Verschwendung zu lesen. Üblicherweise sind damit ungenutztes Mitarbeiterpotenzial (8) und schlechte Kommunikation (9) gemeint. Mehr dazu erfahren Sie später im Ratgeber.

7 Arten der Verschwendung im Detail
Bevor wir auf die einzelnen Lean-Verschwendungsarten eingehen, noch ein Hinweis: Unterscheiden Sie unbedingt zwischen notwendigen und nicht notwendigen Verschwendungen. Denn neben wertschöpfenden Prozessen gibt es auch wertermöglichende. Diese liefern zwar keinen direkten Mehrwert, können aber nicht ohne negative Folgen eliminiert werden. Zwei Beispiele:
Mit diesem Gedanken als Basis lassen sich die Arten der Verschwendung richtig analysieren und einordnen.
1. Transport
Bei dieser Lean-Verschwendungsart geht es um unnötige Transporte von Ressourcen. Dazu zählen Bewegungen sowohl innerhalb eines Prozesses als auch von einem Prozessschritt zum nächsten. Wenn Materialien, Werkzeuge oder fertige Produkte zu oft oder über unnötig weite Strecken bewegt werden, verursacht dies zusätzliche Kosten, Zeitverlust und mögliche Beschädigungen.
Beispiele für Transport-Probleme auf der Baustelle
Diese Art der Verschwendung zeigt sich am Bau häufig beim Transport von Baumaterialien vom Lager zur Baustelle oder zwischen verschiedenen Bereichen der Baustelle. Ein weiteres Beispiel ist die schlecht geplante Bereitstellung von Baumaschinen.
Durch unnötige oder zu lange Wege entstehen Wartezeiten, und damit gleich eine weitere der Lean-Verschwendungsarten. Im schlimmsten Fall reisen Firmen zur Baustelle an und stehen tatenlos herum, weil Material und Maschinen fehlen – wodurch sich das gesamte Bauprojekt verzögert.
Mögliche Lösungen

2. Inventory (Bestände)
Die zweite Verschwendungsart im Lean Management bezieht sich auf überschüssige Ressourcen, die gelagert und nicht unmittelbar genutzt werden. Zu hohe Bestände binden Kapital, nehmen Lagerplatz in Anspruch, können zu Verderb oder Beschädigung führen und erhöhen die Komplexität der Lagerverwaltung.
Beispiele für Lager- und Bestandsprobleme am Bau
Eine übermäßige Ansammlung von Rohmaterialien, halbfertigen Erzeugnissen oder Fertigteilen für die Baustelle ist ineffizient, da sie Ressourcen wie Lagerplatz, Kapital und Arbeitskraft bindet, ohne einen direkten Mehrwert zu liefern.
Mögliche Lösungen
Beachten Sie allerdings, dass ein gewisser Lagerbestand auch ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Für Handwerksbetriebe ist es sinnvoll, beliebte Materialien für kleinere Aufträge vorrätig zu haben, um sich durch schnelle Lieferzeiten von der Konkurrenz abzuheben.

3. Movement (Bewegung)
Die dritte Verschwendungsart im Lean-Management umfasst alle überflüssigen Bewegungen von Personen oder Maschinen, die zu längerer Arbeitszeit, verminderter Produktivität oder Verletzungsgefahr führen. Die Spanne reicht von der ungünstigen Platzierung von Werkzeug bis hin zu Laufwegen quer durchs Lager oder Firmengelände.
Beispiele für unnötige Bewegungen im Bauwesen
Wenn Werkzeuge oder Baumaterialien nicht in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes gelagert werden, müssen die Baufachkräfte unnötige Wege zurücklegen. Mangelnde Arbeitsplatzergonomie kann ebenfalls ineffiziente Bewegungen verursachen, das Risiko von Arbeitsunfällen erhöhen und die Ausführungsqualität senken.
Mögliche Lösungen

4. Waiting (Wartezeit)
Mit Wartezeit sind Zeiträume gemeint, in denen Personal oder Maschinen untätig sind, weil sie auf Material, Informationen oder die Fertigstellung vorhergehender Arbeitsschritte warten. Diese Stillstandzeiten verlängern die Gesamtzeit eines Projekts oder Fertigungsprozesses und lassen so die Kosten steigen.
Beispiele für Wartezeiten auf der Baustelle
Verzögerungen und Wartezeiten sind eines der größten Probleme auf der Baustelle. Diese Lean-Verschwendungsart hat demnach besonders große Auswirkungen. Wartezeiten werden z. B. durch verzögerte Materiallieferungen, Maschinenausfälle, fehlende Anweisungen oder unzureichende Koordination ausgelöst.
Auch einzelne Baufirmen können das Problem sein, wenn aus unterschiedlichsten Gründen nicht weitergearbeitet wird und es zu einer Inverzugsetzung kommt.
Mögliche Lösungen
Wie gelingt die effiziente Baustellenkoordination ohne Wartezeiten?
Wir zeigen Ihnen, wie Sie einen funktionierenden Bauzeitenplan erstellen und wie Sie den reibungslosen Bauablauf gewährleisten.

5. Overproduction (Überproduktion)
Überproduktion bedeutet, dass mehr produziert als nachgefragt wird. Dadurch entstehen überschüssige Bestände, die zwar manchmal praktisch sein können (Stichwort: Sicherheitsbestand), aber immer auch mit erhöhtem Aufwand und Kosten einhergehen.
Die Überproduktion ist ein wesentlicher Bestandteil der 7 Lean-Verschwendungsarten, da sie viele der anderen Arten auslösen kann: die Produkte müssen unter Zusatzkosten gelagert werden, binden Kapital, erhöhen den Transportbedarf, verursachen unnötige Bewegungen, erhöhen das Risiko für Beschädigungen etc.
Beispiele für Überproduktion im Bauwesen
In der Baubranche entsteht Überproduktion, wenn zu viele Bauteile vorgefertigt, zu viel Material bestellt oder mehr Ressourcen eingesetzt werden, als für die Erfüllung der tatsächlichen Projektanforderungen nötig sind.
Neben übermäßigem Materialverbrauch, der nicht gerade zum nachhaltigen Bauen beiträgt, verursacht diese Art der Verschwendung Zusatzkosten, Lagerprobleme und potenzielle Schäden an ungenutzt herumstehenden Bauteilen. Auch zu viel Personal vor Ort oder sinnlose Doppelarbeit sind Formen der Überproduktion.
Mögliche Lösungen

6. Overengineering (zu hohe Komplexität)
Overengineering bezeichnet sämtliche Aktivitäten, die ohne konkreten Zweck, zu umständlich oder zu detailliert durchgeführt werden. Es fließen also mehr Ressourcen in einen Prozess, als für den erfolgreichen Abschluss erforderlich wären.
Beispiele für Overengineering am Bau
In der Baupraxis äußert sich diese Lean-Verschwendungsart, indem ein Bauwerk mit übermäßig komplizierten technischen Lösungen oder höherwertigen Materialien ausgestattet wird, als vom Kunden verlangt oder geschätzt wird – salopp ausgedrückt: wenn an den Wünschen des Bauherrn vorbeigearbeitet wird.
Eine weitere Form von Overengineering zeigt sich in doppelten Arbeitsschritten und im Einsatz von veralteten Methoden nach dem Motto: “Das wurde immer schon so gemacht”. Dazu zählt etwa das Festhalten an Stift und Papier, obwohl digitale Tools wesentlich zeitsparender wären.
Mögliche Lösungen

7. Defects (Mängel, Ausschuss und Nacharbeit)
Eine weitere Form der Verschwendung sind Fehler oder Qualitätsmängel. Diese Defekte erfordern Nacharbeit, Reparaturen oder sogar komplette Neuanfertigungen, was zum übermäßigen Verbrauch von Material, Zeit und Arbeitskraft führt.
Beispiele für Fehler und Mängel am Bau
Im Bauwesen sind Mängel gang und gäbe. Fehlerhafte Teile, mangelhafte Bauleistungen oder falsch ausgeführte Arbeitsschritte aufgrund von Missverständnissen sorgen immer wieder für Kopfzerbrechen. Die Mängelbeseitigung ist zeitaufwendig und teuer, zudem leidet die Kundenzufriedenheit darunter.
Mögliche Lösungen
Mängel sind besonders in der Phase nach Projektabschluss ein zentrales Thema. Mehr zum richtigen Umgang damit erfahren Sie in unserem Ratgeber “Gewährleistungsmanagement”.

8 Arten der Verschwendung: Mitarbeiterpotenzial
Spricht man von 8 Verschwendungsarten nach Lean, ist mit Nummer 8 das ungenutzte Mitarbeiterpotenzial gemeint. Hierbei geht es um Wissen, Kreativität und Fähigkeiten im Team, die nicht oder falsch zum Einsatz kommen. Dabei könnten diese Kompetenzen oft wesentlich zum Projekterfolg beitragen.
Und nicht nur das: Häufig sinkt die Motivation jenes Teammitglieds, das sein Know-how nicht einsetzen kann. Dies wiederum verringert die Produktivität. Schlimmstenfalls verlässt die Fachkraft das Unternehmen – und gerade Baufirmen wissen, wie schwierig es heute ist, neue Talente zu gewinnen.
Um das Mitarbeiterpotenzial auszunutzen, müssen Unternehmen und Führungskräfte ihr Team kennenlernen, aktiv nach Wünschen und Vorstellungen fragen und passende Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Denn nur wer sich im eigenen Betrieb gehört und wertgeschätzt fühlt, bleibt langfristig motiviert.

9 Arten der Verschwendung: Kommunikation
Zu guter Letzt lässt sich eine neunte Art der Verschwendung erkennen: schlechte Kommunikation. Eine einfache Frage zeigt, wie präsent diese im Bauwesen ist: Wie viele Stunden gehen durch E-Mails, Chatnachrichten, Anrufe, Besprechungen, Nachfragen etc. täglich verloren?
Die meisten Bauunternehmer kennen dieses Leid. Dokumente kommen nicht an, Anweisungen werden nicht weitergegeben, Missverständnisse lösen Ausführungsfehler aus – die Liste ist lang. Doch wenn Sie hier ansetzen, lösen Sie andere Verschwendungsarten gleich mit:

Doch was braucht es dafür? Zumindest einen zentralen Kommunikationsweg, der dafür sorgt, dass es keinen Medienbruch und somit keinen Informationsverlust gibt. So bleiben alle auf dem neuesten Stand. Am leichtesten gelingt das mit einer digitalen Lösung:
Verschwendung vermeiden mit BauMaster
BauMaster wurde mit dem Lean-Gedanken als Grundlage entwickelt: eine einfache, schnelle Baustellenkoordination, ohne Verlust von Qualität und Sorgfalt. Das Tool ist Ihr perfekter Partner, um die Lean-Verschwendungsarten auf der Baustelle zu vermeiden.
Einige konkrete Beispiele:
Wie sich Verschwendung damit sonst noch vermeiden lässt? Das finden Sie am besten gleich selbst heraus:
7, 8 oder 9 Lean-Verschwendungsarten: Hauptsache dranbleiben
Sie haben bereits gesehen: Verschwendung entsteht an vielen Stellen. Die Ursache dafür ist nicht immer sofort sichtbar. Doch egal, ob offensichtliche Verschwendung oder versteckte Doppelarbeit: Die wichtigste Maßnahme ist, laufend zu optimieren. Wer Prozesse immer wieder analysiert und für kleine Verbesserungen sorgt, hat die meisten der Lean-Verschwendungsarten früher oder später im Griff. Das gilt für die Baustelle genauso wie für alle anderen Branchen.
FAQ: Lean-Verschwendungsarten
Welche Lean Prinzipien gibt es?
Das Lean-Konzept besteht aus den 7 Verschwendungsarten und den folgenden 5 Lean-Prinzipien:
- Werte aus Kundensicht definieren (Value)
- Wertstrom identifizieren (Value Stream)
- Fluss optimieren (Flow)
- auf Kundenbedürfnisse ausrichten (Pull)
- nach Perfektion streben (Perfection)
Wie viele Arten der Verschwendung gibt es?
Das klassische Lean Management kennt 7 Verschwendungsarten: Tätigkeiten, die Ressourcen verbrauchen, aber nichts zur Wertschöpfung beitragen. Diese wurden durch Taiichi Ohno, den Erfinder des TPS (Toyota-Produktionssystem), geprägt. Heute nimmt man zusätzlich gerne 8. ungenutztes Mitarbeiterpotenzial und 9. schlechte Kommunikation hinzu.
Was bedeutet Muda?
Muda bedeutet im Japanischen “sinnlose Tätigkeit” und ist somit eine andere Bezeichnung für die 7 Verschwendungsarten des Lean Managements:
- Transport
- Inventory
- Movement
- Waiting
- Overproduction
- Overengineering
- Defects
Was bedeutet Tim Wood?
TIMWOOD ist eine Abkürzung für die 7 Arten der Verschwendung nach dem Lean-Konzept. Nachstehend eine Übersicht:
- T – Transport
- I – Inventory
- M – Movement
- W – Waiting
- O – Overproduction
- O – Overengineering
- D – Defects