Nachtragsmanagement am Bau (mit Software): hilfreiche Tipps

Geschrieben von

Walter Fürthauer

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BaublogBauprojektmanagement

Leistungen, die ursprünglich nicht im Bauvertrag standen, sind ein ungeliebtes Streitthema auf vielen Baustellen. Aus diesem Grund ist ein gutes Nachtragsmanagement im Bauwesen häufig erfolgsentscheidend. Beschäftigen müssen sich damit beide Vertragspartner: Auftraggeber und Auftragnehmer können nur gemeinsam für eine respektvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe sorgen.

Hier finden Sie einen Leitfaden für das Nachtragsmanagement am Bau und erfahren außerdem, wie Sie dank einer Nachtragsmanagement-Software wertvolle Zeit sparen.

Sie wollen gleich mehr zum schnellen, einfachen Nachtragsmanagement mit Software erfahren? Hier gelangen Sie direkt zu den Details.

Nachtragsmanagement: Definition

Nachtragsmanagement (auch Claim Management) bezeichnet im Bauwesen den Umgang mit Nachträgen zum Bauvertrag: Vergütungsanpassungen für Bauleistungen, die vom ursprünglich vereinbarten Bausoll abweichen. Das Nachtragsmanagement hat zwei Seiten:

  • Für den Auftraggeber bedeutet Nachtragsmanagement am Bau, Nachträge durch gute Planung zu vermeiden, das Baustellengeschehen mitzuverfolgen und sich mit den Nachtragsforderungen der Auftragnehmer auseinanderzusetzen.
  • Beim Auftragnehmer besteht das Nachtragsmanagement im Bauwesen darin, die durchgeführten und die vertraglich vereinbarten Leistungen im Auge zu behalten, Nachträge zu kalkulieren und diese frühzeitig einzufordern.
Nachtragsmanagement Rechtsgrundlagen

Nachtragsmanagement im Bauwesen: Wie entstehen hier Nachträge?

Die Ursachen für einen Nachtrag sind vielfältig. Allgemein lässt sich sagen, dass ein Auftragnehmer immer dann eine Nachtragsforderung stellen darf, wenn der Grund für den Nachtrag entweder in der Sphäre des Auftraggebers liegt oder auf äußere, nicht beeinflussbare Umstände zurückzuführen ist.

Das sind beispielsweise folgende Auslöser:

  • Die benötigten Materialmengen sind deutlich höher oder niedriger als geplant.
  • Leistungen wurden vom Auftraggeber ergänzt, geändert oder gestrichen.
  • Geänderte Bedingungen auf der Baustelle machen neue Leistungen erforderlich.
  • Außergewöhnliches Wetter, höhere Gewalt o. Ä. beeinflussen die Bauzeit.

Im Nachtragsmanagement geht es nun für die zwei Vertragsparteien darum, herauszufinden, wann ein Nachtrag gestellt werden kann, ob dieser gerechtfertigt ist und welche Vergütung dafür fällig wird. Wir wollen im Anschluss beide Seiten näher beleuchten.

Nachtragsmanagement Ursachen

Nachtragsmanagement am Bau für den Auftraggeber

Die Aufgaben des Auftraggebers rund um das Nachtragsmanagement am Bau wurden bereits kurz genannt, nachfolgend noch einmal eine detailliertere Auflistung:

  • Entsprechende Klauseln im Bauvertrag schaffen Klarheit bei Streitigkeiten zu Kalkulationsgrundlagen
  • Vorbeugende Maßnahmen in der Ausschreibung & Vergabe sorgen später für weniger Nachträge.
  • Der AG muss wissen, wer laut Leistungsverzeichnis welche Aufgaben zu erledigen hat.
  • Das Baugeschehen und etwaige Änderungen müssen lückenlos mitdokumentiert werden.
  • Die Baukosten sind laufend zu kontrollieren und Mehr- und Minderkosten festzuhalten.
  • Nachtragsforderungen sind schnell und möglichst unvoreingenommen zu prüfen.
  • Zudem muss er etwaige Nachverhandlungen vorbereiten und durchführen.

Vorbeugendes Nachtragsmanagement

Ein gutes Nachtragsmanagement beginnt beim Auftraggeber schon lange vor dem ersten Baustellentag – nämlich in der Ausschreibungs- und Vergabephase. Stecken Sie genügend Zeit in die Planung der auszuschreibenden Leistungen und erstellen Sie ein durchdachtes, vollständiges Leistungsverzeichnis, das keinen Spielraum für Interpretation zulässt.

Auch bei der Vertragsverhandlung gilt es, verdächtig niedrige Angebote genau zu hinterfragen und den enthaltenen Leistungsumfang gemeinsam detailliert durchzugehen. Das vermeidet spätere Überraschungen.

Beginnen schließlich die Bauarbeiten, kommen weitere wichtige Aufgaben hinzu: das Baugeschehen muss laufend überwacht und lückenlos aufgezeichnet werden. Zudem sollten Sie die vergebenen Leistungen genau kennen und deren Erledigung mitverfolgen.

Kommt es zu kurzfristigen Änderungen im Bauablauf, liegt es an Ihnen, die Auswirkungen auf verschiedene Gewerke und deren Arbeiten zu prüfen. Und zu guter Letzt hilft eine laufend aktualisierte Aufstellung der Mehr- und Minderkosten dabei, die gesamten Baukosten nicht aus den Augen zu verlieren.

Wenn Sie sich an die eben genannten Vorgaben halten, fällt Ihnen im Bestfall gleich selbst auf, wenn es zu Abweichungen kommt, die einen Nachtrag erforderlich machen. So müssen Sie sich nicht rein auf das Engagement der Baufirmen verlassen.

Nachtragsmanagement Dokumentation

Leistungsabweichungen selbst dokumentieren

Kommt es zu geänderten Leistungen, ergibt es Sinn, Fakten wie Ursache, Zeitpunkt, Inhalt und Art der Nachforderung als Bauleiter selbst zu dokumentieren. Diese Unterlagen können dann mit der Nachforderung des Auftragnehmers verglichen werden. Dies liefert eine bessere Entscheidungsgrundlage und beugt Streitigkeiten vor.

Eingehende Nachtragsforderungen zeitnah prüfen

Wenn eine Forderung seitens einer Baufirma eintrudelt, ist eines besonders wichtig: Das Nachtragsmanagement sollte nicht so verlaufen, dass alle Forderungen direkt abgelehnt werden. Das führt in den meisten Fällen nur zu unangenehmen Verhandlungsgesprächen oder gar rechtlichen Auseinandersetzungen, die das Bauvorhaben unnötig in die Länge ziehen.

Die Kooperationspflicht bedeutet natürlich nicht, dass Sie unrechtmäßige Forderungen akzeptieren müssen. Vielmehr ist damit gemeint, dass Sie die Forderung zügig prüfen, bei Bedarf Unterlagen nachfordern und dem Auftragnehmer möglichst bald das Ergebnis der Prüfung mitteilen – oder diesen zu einer Nachverhandlung bitten.

Geprüft wird, …

  • …ob tatsächlich ein Anspruch auf Vergütung besteht.
  • …ob die vom Auftragnehmer kalkulierte Vergütung angemessen ist.

Beispiele und Hilfestellung zur Nachtragsprüfung nach VOB bzw. bei öffentlichen Aufträgen bietet der Leitfaden zur Vergütung bei Nachträgen aus dem Vergabe- und Vertragshandbuch (VHB-Bund, 2017) – insbesondere die enthaltenen Formblätter:

  • Formblatt 521 zur Vertragszuordnung und -berechnung
  • Formblatt 522 zum Prüfungsvermerk
  • Formblatt 523 zu Nachtragsvereinbarungen
Nachtragsmanagement Formblätter

Nachtragsverhandlung vorbereiten und durchführen

Nach der Prüfung der Forderung eines Auftragnehmers wird das Angebot selten sofort angenommen. Meist kommt es zu einer Nachtragsverhandlung, um offene oder strittige Positionen zu klären. Auf diese sollte sich der Auftraggeber gut vorbereiten, Argumente sammeln und Unterlagen sichten.

Nachtragsmanagement im Bauwesen beim Auftragnehmer

Für den ausführenden Betrieb geht es im Nachtragsmanagement vordergründig um folgende Punkte:

  • das geschuldete Bausoll und die geleisteten Arbeiten regelmäßig vergleichen
  • Leistungen sauber dokumentieren
  • Unterlagen vorbereiten und den Nachtrag kalkulieren
  • den Nachtrag frühzeitig beim Auftraggeber anmelden und einreichen
Nachtragsmanagement Auftraggeber Punkte

Leistungsumfang kennen und regelmäßig abgleichen

Die Grundvoraussetzung für den Auftragnehmer ist, den Bauvertrag und die darin enthaltene Leistungsbeschreibung genau zu kennen. Nur dann lässt sich überhaupt feststellen, wofür ein Nachtrag gefordert werden kann.

Um Nachträge frühzeitig ausfindig zu machen, müssen Sie Ihre Arbeiten zudem sauber dokumentieren und in regelmäßigen Abständen abgleichen. So kann es nicht passieren, dass Nachträge erst viel zu spät bei der Abrechnung erkannt werden.

Aufbereitung der Nachtragsunterlagen

Haben Sie eine Leistungsabweichung erkannt, gilt es, Unterlagen zusammenzustellen, die dem Auftraggeber klar und deutlich darlegen, was genau mit der Nachtragsforderung abgegolten wird. Dokumentiert werden sollte jedenfalls,

  • wodurch der Nachtrag ausgelöst wurde
  • welche Leistungen zusätzlich nötig sind bzw. geändert werden
  • welche Art von Nachforderung vorliegt
  • Fotos, Skizzen, Planstände etc., die als Beweis dienen können
  • welche Kosten dadurch entstehen

Am besten kündigen Sie den Nachtrag direkt beim Auftraggeber an, schon bevor Sie das Angebot dazu einreichen. Wer den Nachtrag frühzeitig meldet, hilft damit dem Auftraggeber, Baukostenüberschreitungen zu erkennen und gegenzusteuern.

Nachtragsmanagement Aufbereitung der Unterlagen

Nachtragsforderung erstellen und einreichen

Anschließend wird ein schriftliches Angebot für den Nachtrag erstellt. In diesem Schreiben begründen Sie Ihre Forderung, erstellen ein Leistungsverzeichnis mit den abweichenden Positionen und legen eine Nachtragskalkulation bei. Für beides gilt: Halten Sie sich an das ursprüngliche Vertrags-LV bzw. an die Ursprungskalkulation.

Ein Grund dafür ist, dass dem Auftragnehmer schnell einmal vorgeworfen wird, es gehe ihm eigentlich nur um Gewinnmaximierung. Dem können Sie entgegenwirken, wenn Sie dem Nachtrag einen plausiblen Kalkulationsnachweis beilegen. Wie der Auftraggeber bei der Prüfung können auch Sie sich dabei an den Leitfaden im Vergabe- und Vertragshandbuch (VHB-Bund, 2017) halten.

Die Vorlagensammlung für alle Nachtragsfälle auf der Auftraggeber und Auftraggnehmerseite können Sie auch hier direkt anfordern:

Nachverhandlung

Für den Auftragnehmer sollte das Ziel bei der Nachverhandlung ebenso eine gemeinsame Lösung sein. Ihre Begründungen, Dokumente etc. liegen in Form des Angebotes ja bereits vor. Überlegen Sie sich am besten vorher einige Positionen, bei denen noch etwas Spielraum besteht, um dem Auftraggeber einen Kompromiss zu ermöglichen. Wenn sich ein Rechtsstreit vermeiden lässt und beide einigermaßen zufrieden aus der Verhandlung gehen, dann war sie ein Erfolg.

Wie eine Nachtragsmanagement-Software den Prozess vereinfacht

Sowohl der Bauherr, Bauleiter oder Architekt als auch der beauftragte Bauunternehmer haben im Zuge des Nachtragsmanagements am Bau viel zu tun. Insbesondere die vorbeugenden Maßnahmen, um Nachträge frühzeitig zu erkennen und zu bearbeiten – die Bauüberwachung und Dokumentation – kosten viel Zeit.

Eine Nachtragsmanagement-Software kann diesen Arbeitsaufwand jedoch enorm reduzieren. Sie müssen nicht mehr alles im Kopf behalten und nichts mehr händisch dokumentieren, denn das erledigt die Software für Sie. Konkret kann digitales Nachtragsmanagement Folgendes vereinfachen:

Lückenlose Bauüberwachung

Eine Nachtragsmanagement-Software bietet Ihnen jederzeit einen schnellen Überblick des Baugeschehens. Ob vereinbarte Aufgaben, Besprechungsnotizen, Termine oder ein übersichtliches Kostenmanagement – alles ist auf Knopfdruck über ein Mobilgerät abrufbar. Zum Nachlesen im Bauvertrag reicht ebenfalls ein Blick in die digitale Bauakte.

Egal, welche Information Sie benötigen, mit digitalem Nachtragsmanagement müssen Sie also nicht lange danach suchen. Sie sparen sich sinnlose Zusatzarbeit und erkennen sofort, wo Nachträge entstehen.

>> Bauüberwachung mit BauMaster

Nachtragsmanagement mit BauMaster

Schnelle & einfache Dokumentation

Zudem lassen sich Leistungen per Nachtragsmanagement-App schnell und einfach „im Vorbeigehen“ dokumentieren. Einfach das Smartphone zücken, Notizen ins Baustellenprotokoll schreiben, Fotos, Planmarker etc. direkt dazulegen und abspeichern – so entsteht fast von selbst eine saubere, lückenlose Baustellendokumentation. Und das gleichermaßen für den Auftraggeber wie für das ausführende Unternehmen.

>> Baudokumentation mit BauMaster

Vorlagen für das Nachtragsmanagement

Wer nicht jedes Mal aufs Neue einen Text formulieren und in einem Dokument zusammenschustern möchte, der ist mit einer Nachtragsmanagement-Software gut beraten. Denn hier erstellen Sie einmalig ein Muster mit Standardtexten, das Sie dann für jede neue Nachforderung wiederverwenden. Das spart Zeit und verhindert, dass Sie wichtige Bestandteile des Schreibens vergessen.

Kommt es zur Nachverhandlung, ist diese dank digitalem Besprechungsprotokoll mit wenigen Handgriffen dokumentiert und abgelegt. Der Kopf bleibt frei für die Verhandlungsstrategie.

>> Bauprotokolle mit BauMaster

BauMaster ist Ihre Nachtragsmanagement-Software

Überwachen, dokumentieren und kommunizieren ist mit BauMaster so einfach wie nie. Als digitales Baugedächtnis sammelt die Software alle wichtigen Informationen für das Nachtragsmanagement an einem Ort. Diese rufen Sie auf Knopfdruck jederzeit und an jedem Ort ab. So können Sie keine Leistungsänderung – und damit keine Nachträge – übersehen, auch wenn Sie gerade andere Dinge im Kopf haben.

Ganzheitliches Nachtragsmanagement am Bau mit Software

Nachtragsmanagement am Bau erfordert insgesamt ein sehr durchdachtes Bauprojektmanagement. Die Baustelle überwachen, Leistungen gut dokumentieren und bei Nachträgen Kooperationsbereitschaft zeigen – so kann der Umgang mit Nachträgen nachhaltig positiv verändert werden. Nutzen Sie dann noch eine Nachtragsmanagement-Software, gelingt das Ganze ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand. Wir wünschen viel Erfolg mit künftigen Nachträgen!

FAQ zum Nachtragsmanagement

Was macht ein Nachtragsmanager?

Ein Nachtragsmanager kümmert sich um die Bearbeitung von Nachträgen – Vergütungen für vom Bausoll abweichende Leistungen. Das inkludiert eine Reihe an Aufgaben: Die Überwachung der Bauleistungen, deren Dokumentation, die Prüfung von eingehenden Nachträgen, deren Freigabe oder entsprechende Nachtragsverhandlungen.

Was ist ein Nachtrag lt. Baurecht?

Ein Nachtrag ist lt. Baurecht eine Forderung nach Vergütung für vom vereinbarten Bausoll abweichende Leistungen. Die Nachtragsforderung wird vom Auftragnehmer gestellt. Es handelt sich jedoch erst um einen Nachtrag, wenn der Bauvertrag selbst bereits abgeschlossen ist.

Was muss bei einem Nachtrag vorgelegt werden?

Bei einer Nachtragsforderung muss der Auftragnehmer mindestens ein Nachtragsangebot mit folgenden Bestandteilen vorlegen:

  • Anschreiben mit plausibler Nachtragsbegründung
  • Nachtragskalkulation
  • Nachtragsleistungsverzeichnis
  • optional: weitere Dokumente als Beweismittel